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Dollfuß-Gedenken ohne Zwischenfälle

Der Gedenkgottesdienst für den vor 70 Jahren von den Nationalsozialisten ermordeten christlichsozialen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß verlief Sonntagabend ohne Zwischenfälle.

Der Abt von Stift Heiligenkreuz, Georg Henckel-Donnersmarck, bezeichnte Dollfuß dabei als „ersten Märtyrer gegen die verbrecherische Narretei der Nationalsozialisten“.

Die Proteste gegen die Veranstaltung blieben weitgehend aus. Lediglich zwei Dutzend Mitglieder der Sozialistischen Jugend versammelten sich vor der Michaelerkirche in der Wiener Innenstadt. Sie protestierte mit einer roten Fahne und einem Transparent: „Wie wird man ÖVP-Patriot? Demokratie abschaffen, ArbeiterInnen ermorden, Diktaturen errichten!”

Der sozialdemokratische Widerstandskämpfer Hugo Pepper betonte im Rahmen der Kundgebung, Dollfuß sei ein Opfer der Nationalsozialisten gewesen. Insofern sollte Dollfuß auch Respekt gezollt werden. Dollfuß müsse jedoch auch kritisch bewertet werden.

Auch in der Kirche war Henckel-Donnersmarck in seiner Predigt um eine differenzierte Bewertung bemüht. Vor den rund 200 Gottesdienstbesuchern betonte auch er, dass Dollfuß der erste Märtyrer des österreichischen Widerstands gegen das Nazi-Regime gewesen sei. Die Erinnerung an die Rolle Dollfuߒ in der Zeit des Bürgerkrieges sei jedoch „bedrückend“. „Er war ein Kind seiner Zeit“, so der Abt, der zur Versöhnung aufrief. Aktive Regierungsmitglieder nahmen an der Messe nicht teil.

Am 25. Juli 1934 wurde Bundeskanzler Dollfuß von nationalsozialistischen Putschisten ermordet. Der Aufstand illegaler SS- und SA-Einheiten wurde binnen Tagen niedergeschlagen. Dollfuß, er zuvor das Parlament ausgeschaltet, die Sozialdemokraten im Bürgerkrieg gebrochen und die Diktatur des Ständestaates errichtet hatte, wurde durch den Putsch zum Märtyrer.

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