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DNA-Ergebnis für Dienstagnachmittag erwartet

Im Fall der jahrzehntelang in einem Keller in Amstetten festgehaltenen Familie wird Dienstagnachmittag vermutlich das Ergebnis für die DNA-Probe vom 73-jährigen Verdächtigen Josef F. und den Kindern feststehen.  | Chronologie des Martyriums

“Die Auswertung wird aber nur mehr das bestätigen, was wir eigentlich eh schon wissen”, sagte Oberst Franz Polzer, der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, zur APA. Das Ergebnis soll im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag um 15.30 Uhr in Amstetten verkündet werden.

Indessen ging die Spurensuche am Tatort am Dienstag weiter. Laut Ermittler wird “jedes Blatt, jede Schale” genauestens untersucht. Nach DNA-Spuren von weiteren Personen, die sich in dem Keller-Gefängnis aufgehalten haben könnten, wird nicht geschaut. “Es gibt für uns absolut keinen Anlass zur Vermutung, dass sich weitere Personen im Keller befunden haben könnten”, sagte Polzer.

Für den Keller, den Josef F. zu einem Verlies für seine Tochter und drei mit ihr gezeugten Kindern gemacht hat, gab es bereits in den 70er Jahren eine Baubewilligung. Zuständige Behörde war die Stadt Amstetten. Konkret wurde am 31. Oktober 1978 die “Errichtung eines unterkellerten Zubaus” genehmigt. “In unseren Unterlagen ist aber nicht explizit von einem Schutzraum die Rede”, sagte Bürgermeister-Sprecher Hermann Gruber am Dienstag der APA. Am 26. Juli 1983 wurde nach Besichtigung durch die Baubehörde Amstetten die Benützungsbewilligung für den unterkellerten Zubau ausgesprochen.

Am Vormittag wurde der Verdächtige in St. Pölten dem Haftrichter vorgeführt. Über ihn wurde die U-Haft verhängt. In 14 Tagen ist eine Haftprüfung vorgeschrieben. Am Montag war der 73-jährige von einer Polizeistation in Amstetten in die Justizanstalt St. Pölten überstellt worden. Josef F. sitzt in einer Zwei-Mann-Zelle. “Er hat die Nacht gut verbracht. Er ist am Dienstagvormittag bereits von einem Psychologen und einem Psychiater untersucht worden. Beide haben festgestellt, dass derzeit keine suizidalen Tendenzen intendiert sind”, berichtete der Anstaltsleiter, Oberst Günther Mörwald.

Der Verteidiger des 73-Jährigen, Rudolf Mayer, hat am Vormittag seinen Mandanten in der Justizanstalt St. Pölten besucht und sich rund zehn Minuten mit seinem Mandanten unterhalten. “Josef F. wirkt ernst, betroffen, emotional gebrochen”, fasste der Anwalt gegenüber der APA seine Eindrücke zusammen. Bis zur nächsten Haftprüfung am 13. Mai werde er jedenfalls die Anschuldigungen auf ihre Stichhaltigkeit überprüft haben: “Da kann man dann sagen, ob die weitere Anhaltung gerechtfertigt ist.”

Die Opfer des Martyriums, die 42-jährige Elisabeth F., ihre fünf Kinder sowie ihre Mutter, wurden am Dienstag weiterhin “in einem geschützten Bereich” der Sonderkrankenanstalt Landesklinikum Mostviertel Amstetten-Mauer behandelt, zu dem keine näheren Angaben gemacht wurden. Für das betreuende Ärzte- und Therapeutenteam hat der Schutz der Patienten “oberste Priorität”. Dies gelte insbesondere im Zusammenhang mit dem großen Medieninteresse, teilte Primarius Berthold Kepplinger der APA mit.

Unverändert kritisch bezeichneten die Ärzte den Zustand der vermutlich 19 Jahre alten Tochter der 42-Jährigen. Die junge Frau, die am 19. April ins Landesklinikum Mostviertel Amstetten eingeliefert worden ist, werde weiterhin beatmet, einer Antibiotika-Therapie und – wegen einer Nierenschädigung – einer Dialyse unterzogen.

Die sieben Patienten in der Sonderkrankenanstalt hätten die Nacht auf Dienstag – ihre inzwischen dritte in Amstetten-Mauer – “gut verbracht”. Ebenfalls “gut” sei die Kommunikation untereinander. Immerhin waren den Ermittlungen zufolge drei der Kinder mit Elisabeth F. über Jahre im Keller eingesperrt – vermutlich wegen ihres Gesundheitszustandes oder weil sie “Schreikinder” waren -, während drei weitere ebenfalls über Jahre “normal” in dem “Horror-Haus” in Amstetten gelebt hatten. Für die beiden Frauen und die fünf Kinder seien individuelle Betreuung und Therapien erforderlich, so Kepplinger weiter. Die Patienten hätten “unterschiedliche Bedürfnisse”. Wann die Patienten von der Justiz einvernommen werden könnten, sei “zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzbar”.

Auch zwei Tage nach dem Bekanntwerden des jahrelangen Martyriums der 42-jährigen war das Medieninteresse groß. Eine Vielzahl nationaler und internationaler Medienvertreter hatte sich wieder in der kleinen Gasse beim Tatort eingefunden.

Am Sonntag war in Amstetten eines der abscheulichsten Verbrechen der österreichischen Kriminalgeschichte bekannt gekommen: In einem Verlies soll ein 73-Jähriger seine Tochter 24 Jahre lang gefangen gehalten und sexuell missbraucht haben. Während der Gefangenschaft dürfte der Mann mit der 42-Jährigen sieben Kinder gezeugt haben, eines von ihnen sei nach der Geburt gestorben. Das Baby habe der Mann in einem Holzofen verbrannt. Josef F. habe sich zu den Tathandlungen weitgehend geständig gezeigt, der Fall sei im Großen und Ganzen geklärt.

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