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Djindjic-Prozess: Von Mordplan gewusst

Der serbische Ex-Vize-Premier Covic und der Chef der Serbischen Radikalen Partei (SRS), Seselj, wussten von dem Vorhaben der Mafia, den serbischen Premier Zoran Djindjic zu ermorden.

Dies erklärte der Kronzeuge im Djindjic-Prozess, Dejan Milenkovic („Bugsy“), am Donnerstag beim Prozess gegen die mutmaßlichen Attentäter in Belgrad, wie serbische Medien berichteten. Den Mord hätten – wie in der Anklage angeführt – die Mafia-Chefs Milorad Ulemek („Legija“) und Dusan Spasojevic organisiert. Covic und die SRS dementierten umgehend.

Ziel sei es gewesen, die Regierung zu stürzen und die SRS an die Macht zu bringen, führte Milenkovic aus. Denn der Zemun-Clan habe auf die Djindjic-Regierung keinen Einfluss gehabt, und zudem seien Festnahmen von Mafia-Angehörigen zu erwarten gewesen. Zu diesem Zweck hätten sich Spasojevic und Seselj öfters getroffen.

Nebojsa Covic, nunmehriger Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei, dementierte umgehend. Es handle sich um eine „Lüge und Desinformation“. Er habe keinerlei Informationen bezüglich des Djindjic-Mordes gehabt. „Das, was dieser Milenkovic erzählt, ist eine klassische Lüge. Das ist eine Verleumdung und ein Versuch, meinen Namen zu verunglimpfen.“ Er habe niemals Kontakt zu „Bugsy“ oder anderen Mitgliedern des Zemun-Clans gehabt, betonte Covic. Wer hinter diesen Aussagen stecke, wisse er nicht, denn „Bugsy“ mache dies sicher nicht in Eigenregie.

Auch die SRS wies die Aussagen von „Bugsy“ zurück. Er könne einem Mann nicht glauben, der zugab, am Djindjic-Attentat beteiligt gewesen zu sein, sagte SRS-Vize-Chef Tomislav Nikolic. Seselj habe von dem Mordplan sicher nichts gewusst, und jetzt sei es „am leichtesten“, den SRS-Chef anzugreifen, sagte Nikolic. Seselj hatte sich kurz vor dem Mord an Djindjic dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gestellt, wo am kommenden Montag der Prozess beginnen soll. „Bugsy“ sei „in der Lage, jeden zu beschuldigen, um eine neue Identität zu erhalten“, sagte Nikolic.

Der Kronzeuge erklärte zudem vor Gericht, dass vor dem Djindjic-Mord auch die Ermordung von weiteren hohen serbischen Politikern geplant gewesen sei. Auf der Liste seien Cedomir Jovanovic, damals Klubchef der DOS, der Außenminister Goran Svilanovic und der Regierungssprecher Vladimir Popovic gestanden. Von der Ermordung sei aber abgesehen worden, weil „Legija“, damals Chef der „Roten Barette“ und des Zemun-Clans, erfahren habe, dass Festnahmen von Angehörigen des Mafia-Clans geplant wurden.

Milenkovic schilderte, wie er an einem gescheiterten Attentat auf Djindjic teilnahm. Ende Februar 2003 hätte der Premier bei der Halle „Limes“ in Neu-Belgrad ermordet werden sollen. Er, „Bugsy“, habe dabei die Aufgabe gehabt, mit einem Lkw den Autokonvoi von Djindjic zu verlangsamen. Doch der Anschlag misslang und „Bugsy“ wurde festgenommen, um am nächsten Tag wieder freigelassen zu werden. Djindjic wurde am 12. März 2003 am hellichten Tag vor dem Regierungsgebäude in Belgrad erschossen. Die Todesschüsse feuerte laut Anklage der damalige Vize-Kommandant der Sonder-Polizeieinheit „Rote Barette“, Zvezdan Jovanovic „Zveki“, ab.

„Bugsy“ setzte sich danach ab und wurde im Sommer 2004 im griechischen Thessaloniki (Saloniki) festgenommen und an Belgrad ausgeliefert. Er ist der vierte geschützte Zeuge, der in der Causa Djindjic aussagt. Er ist aber auch der erste, der nicht den Ausschluss der Öffentlichkeit forderte. Mit der Aussage von Milenkovic wird der Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder Djindjics praktisch abgeschlossen. Die Anklage bezieht sich auf 13 Personen, sechs sind noch flüchtig.

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