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Disput um Spitäler zwischen Stadt Wien und Ärztekammer

Der Konflikt zwischen der Stadt Wien und der Ärztekammer rund um die Wiener Spitäler geht weiter.
Der Konflikt zwischen der Stadt Wien und der Ärztekammer rund um die Wiener Spitäler geht weiter. ©APA/HELMUT FOHRINGER (Sujet)
Der Konflikt zwischen der Ärtzekammer und der Stadt Wien um die Wiener Spitäler schwelt weiter.
Hohe Arbeitsbelastung bei Mehrheit von Wiener Spitalsärzten

Die Ärztekammer hatte zuletzt wieder eine hohe Arbeitsbelastung von Medizinern in Wiener Spitälern beklagt - und dies mit einer Umfrage untermauert. Verwiesen wurde vor allem auf die Situation in den Intensivstationen. Ärzte sollen demnach berichtet haben, dass man entscheide, wem geholfen werde und wem nicht ("Triage") und dass Patienten am Gang sterben würden. Der Gesundheitsverbund (Wigev) dementierte.

Spitäler-Disput zwischen Stadt Wien und Ärztekammer

Derartige Berichte würden "in aller Deutlichkeit" zurückgewiesen, betonte der Wigev via Twitter. Auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) teilte am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz mit, dass umgehend die ärztlichen Direktoren in den Wigev-Spitälern kontaktiert worden seien. Alle hätten versichert, dass derartiges in ihren Häusern nicht vorgekommen sei.

"Was stimmt ist, dass die Spitäler derzeit stark belastet sind"

"Was stimmt, ist, dass die Spitäler derzeit stark belastet sind: durch das RS-Virus, durch COVID-19 und nicht zuletzt durch die stärkste Grippewelle der letzten Jahre. Die Arbeitsbelastung ist daher für alle Beteiligten hoch", hielt der Wigev in seiner Mitteilung fest. Dies sei jedoch kein Phänomen der Krankenhäuser des Gesundheitsverbunds, sondern betreffe alle Spitäler in Wien und ganz Österreich. Immerhin wären rund zwei Drittel aller Rückmeldungen zur Ärztekammer-Umfrage von angestellten Ärztinnen und Ärzten außerhalb der städtischen Spitäler gekommen.

Umfrage: 75 Prozent der Spitalärzte in Wien klagen über hohe Belastung

75 Prozent der Spitalsärztinnen und -ärzte in Wien klagen laut der von der Kammer beauftragten Umfrage über "hohe oder sehr hohe Arbeitsbelastung". Unter den 41 Prozent der Wiener Spitalsärzte, die ihre Arbeitsbelastung als sehr hoch einstufen, waren besonders 40- bis 49-Jährige und Vollzeitbeschäftigte. 54 Prozent gaben den Personalmangel bei den Pflegekräften als sehr belastenden Aspekt im Arbeitsalltag an, 44 Prozent organisatorische bzw. bürokratische Tätigkeiten. An dritter Stelle knapp dahinter wurde der Personalmangel bei Medizinern genannt.

Gesundheitsminister Rauch stehe im Austausch mit Länderspitälern

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) versicherte am Mittwoch, dass er im regelmäßigen Austausch mit allen Landesspitälern sei. Es würden ihm jedoch aus keinem Land Meldungen vorliegen, "dass dort besonders dramatische Zustände sind", sagte er am Rande des Ministerrats-Foyers.

Einsparungen beim medizinischen Personal werden abgelehnt

Dass Einsparungen beim medizinischen Personal abgelehnt werden, zeigt jedenfalls auch der vom Pharmaunternehmen Sandoz initiierte aktuelle "Austrian Health Report". Sowohl die allgemeine Bevölkerung als auch medizinische Fachkräfte sind gegen Einsparungen beim medizinischen Personal oder auch bei den Krankenhausbetten, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Ziemlich kritisch äußerten sich die Befragten demnach zu den Aspekten Wartezeiten auf Termine, Behandlungen und Operationen sowie Chancengleichheit bei Behandlungen. 40 Prozent der medizinischen Fachkräfte orten hier Verbesserungspotenzial.

80 Prozent des Personals für Aufstockung im Gesundheitswesen

80 Prozent von ihnen meinten, dass das Personal im Gesundheitswesen deutlich aufgestockt werden müsse und 65 Prozent sagen, dass Betten in Krankenhäusern nicht reduziert werden dürften. Dieselben Kritikpunkte zeigen sich laut Aussendung auch in der Befragung der Gesamtbevölkerung.

Personalnotstand in Spitälern Wiens

Die Opposition forderte unterdessen einmal mehr Konsequenzen. "Der Personalstand in den Wiener Spitälern ist nicht mehr am Limit, sondern bereits kilometerweit über dem Limit", befand Barbara Huemer, die Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen. Für alle Betroffenen besonders schmerzvoll sei jedoch, dass die Hilferufe von den politisch Verantwortlichen in der Stadt Wien gar nicht gehört oder jedenfalls nicht ernst genug genommen würden, kritisierte sie. Gefordert wurden Sofortmaßnahmen wie etwa die Verbesserung der Versorgung im niedergelassenen Kassenbereich, um Druck von den Spitalsambulanzen abzuziehen.

Seidl: Hacker und Ärztekammer sollen sich an einen Tisch setzen

Stadtrat Hacker solle sich mit den Vertretern der Ärztekammer an einen Tisch setzen, verlangte wiederum FP-Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl. Dass Hacker nur eine Negativ-Kampagne orte, zeige, dass er sich der Misere nicht bewusst zu sein scheine.

ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec konstatierte ebenfalls, dass die Situation für alle Beteiligten untragbar sei. Hacker müsse die Missstände nun beseitigen und konkrete Taten setzen, forderte sie. Er dürfe nicht zulassen, dass die Patienten nicht mehr optimal versorgt werden.

(APA/Red)

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