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Diskussion über die "Medikalisierung" der Gesellschaft

©VN/Kuzmanovic
Dornbirn - Der Thementag beim Montagsforum beschäftigt am Montag über 700 Interessierte im Dornbirner Kulturhaus. Es geht um die "Medikalisierung der Gesellschaft" und in welchem Ausmaß Arzneimittel im Alter wirklich nutzen.
Gerd Glaeske im Interview
Montagsforum im Kulturhaus Dornbirn

Dass Medikamente wichtig für die Behandlung von Krankheiten sind, davon ist Gerd Glaeske überzeugt. Er ist Professor für Arzneimittelversorgungsforschung im Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen und spricht im Montagsforum darüber, dass zu viele Medikamente auch mehr schaden als nutzen können: “Die Abhängigkeit nach Medikamenten ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Insbesondere im höheren Lebensalter werden aber oft Arzneimittel verordnet und zusätzlich in der Apotheke gekauft. Wenn man sich diese Altersgruppe also genauer ansieht, kommen leicht bis zu zehn verschiedene Mittel zusammen. Gerade für einen älteren Körper ist das auf Dauer sehr schwer auszuhalten – auch, weil die Nieren und die Leber nicht mehr so gut funktionieren.”

Zu viel Arzneimittelkonsum kann im Spital enden

Dieser Umstand kann zu einer Gefahr werden, die teils im Krankenhaus endet. Laut Glaeske kommen zehn Prozent der über 65-Jährigen nur wegen zuviel Arzneimittelkonsum ins Spital. Die Gründe liegen für den Professor auf der Hand: “Auf der einen Seite treten im Alter viele Krankheiten auf, die behandelt werden müssen. Auf der anderen Seite gibt es sehr viel Werbung für Mittel gegen das Altern, so genannte Geriatrika. Man kauft sich deshalb Schmerz-, Stärkungs- oder Abführmittel, die dann zusammen eingenommen das Problem darstellen.”

Tipps gegen die “Medikalisierung”

Um dem entgegenzuwirken, rät Glaeske dazu, die übermäßige Selbstmedikation zu verringern: “Bei jedem Arztbesuch sollte man eine Notiz dabei haben, auf der steht, welche Medikamente man bereits einnimmt, damit auch der Arzt einen Überblick bekommt. Dasselbe gilt für den Apothekenbesuch. Es sollte nämlich ständig geprüft werden, ob sich die Mittel überhaupt vertragen oder ob es zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen kann.” Statistiken der Universität Bremen zeigen, dass allein im verordneten Bereich 35 Prozent der Männer über 65 Jahren und über 40 Prozent der Frauen etwa neun Wirkstoffe und mehr in Dauertherapie bekommen.

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