AA

"Discovery" startet trotz Probleme

Experten wissen, dass es keine Raumfahrt ohne Risiko gibt. Wayne Hale, Direktor des Shuttle-Programms der US-Raumfahrtbehörde NASA, meint denn auch, der nächste Flug der "Discovery" sei mit einem "akzeptablen Risiko" belastet.

Dagegen hatte das „Sicherheitszentrum“ der NASA für eine Verschiebung des Starts plädiert, notfalls sollten die defekten drei Kacheln im Hitzeschild der Raumsphäre zuvor ersetzt werden.

Doch darauf wollten sich die Verantwortlichen nicht einlassen. Jetzt hat der Countdown in Cape Canaveral begonnen, am Dienstag (23. Oktober) um 17.38 MESZ startet die „Discovery“ mit sieben Astronauten an Bord zur Internationalen Raumstation ISS. „Vollkommene Sicherheit“, meint Hale, gäbe es in der Raumfahrt ohnehin nicht.

Vor allem für die Europäer hätte eine Verschiebung einen herben Rückschlag bedeutet: Schließlich bringt das Shuttle das Verbindungsmodul „Harmony“ zur ISS, an dem das europäische Weltraumlabor Columbus angekoppelt werden soll – ein „historischer Schritt“ für die europäische Raumfahrt, der bereits für den 6. Dezember fest eingeplant ist. Aber auch sonst handelt es sich um eine wichtige und schwierige Mission: 14 Tage soll sie dauern, fünf Mal müssen die Männer und Frauen hinaus ins All. „Es ist eine ziemlich komplexe Montagearbeit“, sagt die „Discovery“-Kommandantin Pamela Melroy (46) voraus.

Noch ist die ISS, die mit ihren mächtigen Sonnensegeln in rund 350 Kilometer Höhe majestätisch um die Erde kreist, eine Baustelle, auf der jede Menge gewerkelt wird. Diesmal muss ein Solarmodul samt Solarsegel mit Hilfe eines Roboterarms verschoben werden. Nach derzeitiger Planung ist die ISS erst im Jahr 2010 fertiggestellt – bis dahin müssen auch die betagten Shuttles durchhalten.

Noch immer ist die Erinnerung an das Unglück der Raumfähre „Columbia“ lebendig, die 2003 auf dem Heimweg verglühte. Beim Start hatte sich in Stück Isolierschaum des Außentanks gelöst, schlug auf das Hitzeschild und beschädigte es derart, dass es die Temperaturen von bis zu 3.000 Grad, die beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre entstehen, nicht mehr abwehren konnte. Alle sieben Astronauten kamen ums Leben.

Zwar wurden Millionen von Dollar in die technische Überholung der 50 Meter hohen Tanks gesteckt, die mit 1,8 Millionen Liter superkaltem, flüssigen Treibstoff gefüllt sind. Doch endgültig gelöst wurde das Problem trotzdem nicht. So müssen die Astronauten auch diesmal ein Hauptaugenmerk auf ihr Hitzeschild richten, mehrmals wird es fotografiert und inspiziert, und notfalls sogar im All repariert.

Doch Pamela Melroy, die Kommandantin des Fluges, lassen die Probleme offenbar kalt. „Wir haben zwölf Stunden darüber diskutiert, ich bin sicher, dass wir über alles gesprochen haben“, meint die blonde Frau und Ex-Testpilotin der US-Luftwaffe, die schon zweimal im All war. Immer wieder haben die NASA-Ingenieure den Wiedereintritt der „Discovery“ in die Erdatmosphäre am Computer durchgespielt. „Es gibt Zeit zum Reden und Zeit zu Handeln“, meint Melroy. „Ich bin glücklich, dass wir zum Start bereit sind.“ Raumfahrt ohne Risiko, das wissen die Experten, gibt es ohnehin nicht.

Am Sonntag war die 15. Langzeitbesatzung der ISS nach 196 Tagen im All auf einer Ausweichflugbahn sicher zur Erde zurückgekehrt. Die russische Sojus-Kapsel landete um 12.39 Uhr (MESZ) einige hundert Kilometer westlich der zunächst geplanten Landungsstelle in der kasachischen Steppe, meldete die Agentur Interfax aus dem russischen Kontrollzentrum bei Moskau.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • "Discovery" startet trotz Probleme
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen