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Diplomatisches Tauziehen um Nahostresolution

Netanyahu in Rom
Netanyahu in Rom
Die Entscheidung der Palästinenser, dem UNO-Sicherheitsrat bereits diese Woche eine ultimative Resolution zur Lösung des Nahostkonflikts vorzulegen, hat hektische Aktivitäten ausgelöst. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu, der am Montag in Rom zu einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry eintraf, wies vor dem Abflug in Tel Aviv jegliches "einseitige Diktat einer Fristsetzung" zurück.


Kerry war am Montagabend zudem in Paris mit den Außenministern Frankreichs, Deutschlands und Großbritanniens sowie der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini verabredet, um nach Lösungen zu suchen, die ein Veto der USA gegen einen Beschluss des Sicherheitsrates überflüssig machen könnten. Aus dem selben Grund will er am Dienstag in London Vertreter der PLO und der Arabischen Liga treffen.

Diskutiert wurde insbesondere über die Möglichkeit, dass die PLO ihren Entwurf zugunsten einer moderateren Resolution zurückzieht, die von Paris in Absprache mit Berlin und London vorbereitet wurde. Während der formal von Jordanien eingebrachte Text der Palästinenser eine Beendigung der Besetzung des Westjordanlands binnen zwei Jahren fordert, sieht der französische Entwurf die selbe Frist zur Aushandlung eines umfassenden Friedensabkommens vor.

“Wir werden jeden Ansatz zurückweisen, der islamistischen Terror mitten in unsere Heimat bringt”, sagte Netanyahu. “Wir bleiben hart gegenüber jedem Diktat.”

Die PLO-Führung hatte am Sonntagabend bei einer Dringlichkeitssitzung im Amtssitz von Präsident Mahmoud Abbas entschieden, am Mittwoch gemeinsam mit arabischen Staaten im Sicherheitsrat den Resolutionsentwurf zur Beendigung der israelischen Besetzung vorzulegen. Die Beschleunigung dieser schon länger vorbereiteten Initiative war eine Reaktion auf den Tod eines ranghohen palästinensischen Funktionärs, der nach einem Armeeeinsatz gegen eine Demonstration gestorben war.

Kerry wollte im Gespräch mit Netanyahu ausloten, welchen Spielraum es gibt, um neue Friedensinitiativen auf den Weg zu bringen. Da in Israel nach dem Auseinanderbrechen der Mitte-Rechts-Koalition Anfang des Monats vorgezogene Neuwahlen anstehen, bei denen der amtierende Ministerpräsident eine Koalition des rechten Lagers mit den ultraorthodoxen Parteien anstrebt, sind von ihm gegenwärtig keine Kompromissangebote zu erwarten.

Delegationsmitglieder Kerrys sagten mitreisenden Journalisten, der US-Außenminister wolle auch mehr über die europäische Initiative erfahren, die Washington in eine Zwickmühle bringen könnte. Es sei noch keine Entscheidung gefallen, wie die US-Regierung mit der von der EU gestützten französischen Resolution umgehen werde. Bisher haben die USA im UN-Sicherheitsrat immer von ihrem Vetorecht Gebrauch gemacht, wenn eine Resolution zuungunsten ihres engen Verbündeten Israel ausfiel.

Doch seit im April die Nahostfriedensgespräche zu keinerlei Ergebnis führten und Israel seine Siedlungspolitik im Westjordanland und Ost-Jerusalem unvermindert fortsetzte, ist in Europa die Ungeduld gewachsen. Dazu trug auch der siebenwöchige Gaza-Krieg im Sommer bei. Als erstes westliches EU-Mitgliedsland hatte Schweden Ende Oktober daraufhin den Staat Palästina anerkannt. Die Parlamente Großbritanniens, Spaniens, Irlands, Frankreichs und zuletzt am Freitag Portugals verabschiedeten entsprechende Resolutionen.

Die US-Regierung fürchtet zudem, mit einem Veto die arabischen Verbündeten zu verprellen, mit denen sie eine Allianz gegen den Vormarsch der Jihadistengruppe “Islamischer Staat” (IS) gebildet hat. Am Dienstag will Kerry deshalb neben dem palästinensischen Chefunterhändler Saeb Erakat auch den Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, treffen.

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