Im Visier der Staatsanwaltschaft ist neben der Uetersener Firma Harles und Jentzsch auch eine Spedition aus dem niedersächsischen Bösel. Das niedersächsische Agrarministerium wirft der Spedition Lübbe in Bösel vor, illegal Futterfett hergestellt zu haben, weil keine Genehmigung für das Lagern und Mischen vorgelegen haben solle. Es bestehe der Verdacht, dass Harles und Jentzsch die Spedition genutzt habe, um sich der Überwachung der Behörden zu entziehen, sagte Ministeriumssprecher Gert Hahne dem “Westfalen-Blatt” (Freitagausgabe). Von Bösel aus war mit Dioxin belastetes Futterfett bundesweit an Futtermittelhersteller geliefert worden.
Das Kieler Agrarministerium erwartete noch am Freitag weitere Laborergebnisse von bei Harles und Jentzsch sichergestellten Fettproben. Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf (CDU) besuchte am Freitag einen von den Auswirkungen des Skandals betroffenen Schweinemastbetrieb in Schlamersdorf. Bei ersten Untersuchungen von 20 Proben schwankten die Werte zwischen 0,44 und 10,05 Nanogramm. In neun Fällen war der zulässige Grenzwert von 0,75 Nanogramm überschritten. Da nur geringe Mengen Fett ins Futter gemischt werden, können Schätzungen zufolge Zehntausende Tonnen Tiernahrung mit dem Umweltgift belastet sein.
Staatsanwaltschaften ermitteln gegen Verantwortliche der Uetersener Firma sowie gegen Geschäftsführer der Spedition in Bösel. Harles und Jentzsch hatte dioxinbelastetes Industriefett aus Emden über einen niederländischen Händler bezogen. Laut “Flensburger Tageblatt” (Freitagausgabe) hat die Staatsanwaltschaft Itzehoe deshalb Rechtshilfe in den Niederlanden in Anspruch genommen. Oberstaatsanwalt Ralph Döpper wollte dazu auf dapd-Anfrage keine Auskunft geben.
Laut Bundesverbraucherministerium sind wegen Dioxin-Verdachts von den zuständigen Landesbehörden bundesweit gegenwärtig 4.709 Betriebe geschlossen, darunter überwiegend Schweinemastbetriebe.