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Dioxin: Ermittlungsverfahren gegen Futtermittel-Produzenten

Im Skandal um dioxinverseuchtes Tierfutter in Deutschland hat die Staatsanwaltschaft Itzehoe (Schleswig-Holstein) ein Ermittlungsverfahren gegen den Geschäftsführer und weitere Verantwortliche des Futtermittelherstellers Harles & Jentzsch eingeleitet.
Der Dioxin-Skandal in Deutschland weitet sich aus

Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) nannte am Dienstag die Erklärungsversuche der Verantwortlichen für die Verseuchung großer Chargen von Eiern, von Puten- und Schweinefleisch “wenig glaubwürdig”. Auslöser des Skandals ist Fertigfutter, dem versehentlich oder absichtlich Ausgangsstoffe für technisches Schmierfett beigemischt wurden. Dioxin kann Krebs auslösen oder begünstigen.

Zum Ermittlungsverfahren gegen den Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch aus Uetersen in Schleswig-Holstein sagte Oberstaatsanwalt Ralph Döpper, es bestehe der konkrete Anfangsverdacht eines Verstoßes gegen das Futtermittelrecht. Im Dioxin-Skandal ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Oldenburg.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Futtermittelfirma technische Mischfettsäure benutzt hatte. Durch die Kennzeichnung war aber klar, dass die Säure nur für die technische Industrie, etwa zur Herstellung von Schmiermitteln, geeignet war, wie ein Sprecher des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit dem “Westfalen-Blatt” sagte. Harles & Jentzsch habe die von einem niederländischen Unternehmen bezogene Mischfettsäure zur Herstellung von Futterfett verwendet. Die Mischfettsäure selbst stammt von einer Biodiesel-Anlage der Petrotec AG in Emden.

Laut Sprecher sind dann 527 Tonnen des Futterfetts an sieben Futtermittelbetriebe in Niedersachsen, drei Futtermittelhersteller in Nordrhein-Westfalen und jeweils einen Hersteller in Hamburg und Sachsen-Anhalt geliefert worden. Diese zwölf Hersteller hätten Höfe unter anderem in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen und Brandenburg beliefert.

Technische Mischfettsäure fällt unter anderem bei der Herstellung von Biodiesel an. Harles & Jentzsch hat nach eigenen Angaben jahrelang Reste aus der Biodieselherstellung sowie der Nahrungsmittelindustrie aufgekauft und verarbeitet. “Wir waren leichtfertig der irrigen Annahme, dass die Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl anfällt, für die Futtermittelherstellung geeignet ist”, sagte Geschäftsführer Siegfried Sievert. Nach wie vor unklar bleib am Dienstag, wie das Dioxin in die Mischfettsäure geriet.

Wegen des Funds von verseuchtem Tierfutter waren am Montag allein in Niedersachsen 1.000 Betriebe gesperrt worden. Betroffen sind Legehennen-, Puten- und Schweinemastbetriebe. Mit Dioxin verunreinigte Futter- oder Lebensmittel waren in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg gefunden worden. Im nordrhein-westfälischen Kreis Soest ordneten die Behörden die Tötung von rund 8.000 Legehennen an.

Aigner sagte der “Bild”-Zeitung, der vorsorgende Gesundheitsschutz müsse absoluten Vorrang haben. “Landwirtschaftliche Betriebe, die unter Verdacht stehen, dürfen erst wieder freigegeben werden, wenn die Proben unbedenklich sind. Der Agrar- und Verbraucherausschuss des Bundestages wird sich voraussichtlich am 12. Jänner in einer Sondersitzung mit dem Skandal um Dioxin in Tierfutter beschäftigen.

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