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Dieses Pflaster soll Pfleger entlasten

Am Grazer Uniklinikum wird ein neues Pflaster als Fiebermesser getestet.
Am Grazer Uniklinikum wird ein neues Pflaster als Fiebermesser getestet. ©APA/ERWIN SCHERIAU
Ein von Grazer Forschern entwickeltes Pflaster soll die Körpertemperaturmessung in Spitälern revolutionieren. Am Grazer Uniklinikum startet dazu eine Studie an Patienten der Chirurgie.

Das smarte Pflaster kann nicht nur die Körpertemperatur mehrere Tage lang rund um die Uhr erfassen. Zugleich werden die Daten digital aufgezeichnet. So soll das Pflegepersonal entlastet und die Temperaturveränderung besser überwacht werden, hieß es am Donnerstag im Pressegespräch mit dem steirischen Jungunternehmen SteadySense.

Grazer Pflaster soll Körpertemperatur überwachen

Das sogenannte SteadyTemp-System ist ein nicht-invasives Messsystem für die Körpertemperatur. Es besteht aus einem medizinisch zertifizierten Hautpflaster mit integriertem Temperatursensor, das unter dem Arm am Oberkörper angebracht wird. Der Sensor misst die Temperatur und kann mithilfe einer App aktiviert, gesteuert und im kontinuierlichen Verlauf ausgelesen werden, schilderte Werner Koele, CEO von SteadySense, gegenüber der APA. Der Prototyp des Chips im Patch wurde bei Infineon Graz entwickelt.

Fieber ist eine oftmalige Reaktion im Krankheitsverlauf: Der Körper verändert die normale Körpertemperatur, um die körpereigenen Abwehrmechanismen zu unterstützen. Zudem wird eine Reihe von Krankheiten durch charakteristische Veränderungen der Körpertemperatur gekennzeichnet. Auch nach Operationen oder Chemotherapien wird die regelmäßige Körpertemperaturmessung empfohlen. Das führt insbesondere in Spitälern zu viel mehr Arbeit, denn immerhin wurden etwa 2021 alleine in den österreichischen Akutkrankenanstalten mehr als zwei Millionen Patienten stationär versorgt, wie Koele schilderte.

Fiebermessfunktion von Pflaster soll Pfleger Zeit ersparen

Pro Patient und Tag werden durchschnittlich 1,5 Mal Temperatur und Blutdruckmessungen vorgenommen, die Durchführung und Dokumentation ist aber zeitaufwendig. Durch den Einsatz des smarten Hautpflasters mit Fiebermessfunktion könnte die Arbeit pro Tag um eine Minute verkürzt werden, weil die Daten direkt ins Krankenhaussystem eingespielt und nicht manuell eingegeben werden müssen, wie betont wurde. Das klingt im ersten Moment wenig, österreichweit gesehen würden laut den Berechnungen von SteadySense mit der Zeiteinsparung durch die automatisierte Messung an die 4.300 Patienten mehr bei gleichem Personalstand versorgt werden können.

Grazer Uniklinikum startet Test von neuem Pflaster

Wird rund um die Uhr gemessen, können aber auch Temperaturänderungen, Trends und Fieberspitzen für jene Zeitpunkte sichtbar werden, an denen das Pflegepersonal eigentlich nicht misst - mitten in der Nacht etwa. "In der Chirurgie könnte der Verlauf von Temperaturschwankungen erste Hinweise über eine Wundinfektion geben, dann kann man dementsprechend früher reagieren", gab Philipp Stiegler, Chirurg an der Klinischen Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, ein Beispiel. Um den klinischen Mehrwert zu erheben, wird - nach dem Ende der aktuellen Pilotstudie - Ende März in der Klinische Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie eine Studie gestartet.

"Wir wollen bei Patienten nach der Operation, die Temperaturverläufe, die konventionell und mit dem smarten Pflaster gemessen werden mit gleichzeitig erhobenen Laborparametern korrelieren, um zu sehen, ob der Einsatz tatsächlich positive Effekte bringt. In drei bis vier Monaten will man die Werte von 100 Patienten erheben und anschließend auswerten.

Österreichweit sind weitere Pilotprojekte geplant

Österreichweit will das Unternehmen mit Sitz in Seiersberg bei Graz in diesem Jahr sieben weitere Pilotprojekte starten. Weitere seien auch international in Anbahnung, dabei gehe es zum anderen um die Frage, inwieweit die Temperaturmessungen mit Sensor-Patches im Bereich von Schlafstörungen oder auch Fragen zur Fertilität des Mannes eingesetzt werden können, wie Koele knapp anriss.

Bereits vor rund drei Jahren hat das Unternehmen ein Hautpflaster entwickelt und auf den Markt gebracht, das mit seiner Temperaturmessung die fruchtbaren Tage ihrer Trägerinnen erkennt: Der Temperaturanstieg zur Zyklusmitte zeigt diese an. Auch dieses Pflaster wird unter der Achsel angebracht. Das Unternehmen wurde Anfang 2016 gegründet und zählt zurzeit an die 20 Mitarbeiter.

(APA/Red)

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