Diebstahl im Pflegeheim: Urteil im Prozess gegen ehemalige Heimleiterin
Die 51-Jährige war vier Monate nach dem Ende ihres Dienstverhältnisses am Abend des 14. September 2014 an ihren ehemaligen Arbeitsplatz zurückgekehrt. Mit einem Generalschlüssel, der in ihrem Besitz verblieben war, begab sie sich in ihr Büro, öffnete den Tresor und steckte den dort verwahrten Schmuck, Bargeld, Sparbücher und Reisepässe der Heimbewohner ein.
Es sei ihr nicht darum gegangen, sich zu bereichern oder den Patienten Schaden zuzufügen, versicherte die Angeklagte. Sie habe das Heim nur deshalb nach 20.00 Uhr noch ein Mal betreten, um sich symbolisch zu “verabschieden”.
Prozess gegen ehemalige Heimleiterin
Sie sei mit ihrer Arbeit an sich “überglücklich” gewesen, erläuterte die ehemalige Heimleiterin. “Ich war immer schwer. Ich war daher irrsinnig dankbar, dass ich den Job bekommen habe”, erzählte die recht korpulente Frau. Es sei dort “super” gewesen, obwohl sie wöchentlich 60 bis 100 Stunden an ihrem Arbeitsplatz verbrachte: “Ich hab’ mich nie erholt. Ich hab’ ununterbrochen Lücken füllen müssen. Aber ich war sehr beliebt.”
Das änderte sich, als das Heim eine neue Direktorin bekam. Diese beurteilte die “Fähigkeiten und Kompetenzen” der Heimleiterin “als nicht ausreichend für eine Neuausrichtung des Hauses”, wie die Direktorin nun als Zeugin darlegte. Sie habe daher “einen Weg finden müssen, dass sie sich neu orientiert” und daher die 51-Jährige mit einer einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses “unterstützt”, gab die Direktorin wörtlich zu Protokoll.
“Wollte Lebewohl sagen”
Die Heimleiterin war schwer getroffen, als sie gehen musste. Zukunftsängste, Panik und Wut hätten sie beherrscht, räumte sie ein: “Ich bin da rausgeschlichen wie ein Dieb. Das hat mir sehr wehgetan.” Als sie daheim noch einen Generalschlüssel für das Pflegeheim entdeckte, habe sie beschlossen, sich noch einmal in ihr Büro zu begeben: “Irgendwo habe ich in einem guten Buch einmal gelesen, dass man sich leichter tut und dass es einen befreit, wenn man sich verabschiedet.” Sie habe einigen Patienten Lebewohl sagen und ein letztes Mal auf ihrem Bürosessel Platz nehmen wollen.
Nach diesem “emotionalen Moment” habe sie auch noch “ausprobiert, ob der Code zum Tresor geändert wurde”. Dieser ließ sich mit der gewohnten Kombination öffnen. Da habe sie den gesamten Inhalt an sich genommen und “alles in ein Sackerl gegeben”, berichtete die Angeklagte. Wieso, sei ihr unklar. Aber sie habe die Sachen ja nicht zurücklegen können: “Es waren meine Fingerabdrücke und meine DNA drauf.”
51-Jährige bestahl eigene Patienten
Neben Dokumenten erbeutete die 51-Jährige Schmuck im Wert von rund 26.000 Euro und 1.000 Euro Bargeld. Zuhause trennte die ehemalige Heimleiterin den billigen Modeschmuck von den wertvollen Preziosen: “Ich hab’ mich an meine Oma erinnert, die immer gesagt hat, man soll sich Gold für Notzeiten behalten, wenn’s einmal hart auf hart geht.”
Das “billige Glumpert” (Staatsanwältin Marlis Darmann) versenkte die Frau zusammen mit den Pässen, Bankomatkarten und Sparbüchern in der Donau. Die kostbaren Stücke konnten in ihrer Wohnung sichergestellt werden, nachdem man ihr auf die Schliche gekommen war. Den offenen Schaden von rund 7.000 Euro versprach die Angeklagte gutzumachen.
Urteil im Prozess rechtskräftig
Bei der Strafbemessung gestand Richterin Petra Poschalko der Frau neben ihrer bisherigen Unbescholtenheit und ihrem reumütigen Geständnis eine “gewisse psychische Ausnahmesituation” als Milderungsgrund zu. Erschwerend war demgegenüber das “Ausnützen einer Vertrauensstellung”.
Als die Direktorin des betroffenen Heims erfuhr, dass die 51-Jährige unmittelbar vor der Verhandlung den 21 betroffenen Patienten Entschuldigungsschreiben geschickt hatte, reagierte sie darauf wenig erfreut: Dem Großteil der Heimbewohner wurde der Diebstahl bisher verschwiegen, um ihnen die damit verbundene Aufregung zu ersparen.
(APA/Red)
Die ehemalige Heimleiterin wurde zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt.