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Die wilde Zeit - Trailer und Kritik zum Film

Gilles will Künstler werden, Maler oder Filmemacher, lässt sich jedoch von der politisch aufgeladenen Stimmung mitreißen. Tagsüber drückt der Gymnasiast die Schulbank, nachts sprüht er zusammen mit Alain und seiner Freundin Christine systemkritische Parolen auf Wände und druckt Manifeste und Pamphlete. Regisseur Olivier Assayas wirft einen Blick auf die "Nach-Mai-Jahre", auf eine perspektiv- und orientierungslose Jugend - und eine unerfüllte Utopie. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Die frühen 1970er-Jahre in Frankreich. Der Mai 1968 ist vorbei, die große Revolution ausgeblieben, die Jugend politisiert, aber orientierungslos. In diese Stimmung entführt der französische Filmemacher Olivier Assayas mit seinem neuen Film “Die wilde Zeit” (Original: “Après Mai”), einem mäandernden Generationen- und Zeitporträt, das die übrig gebliebenen radikalen Ansätze und Parolen in die Selbstfindung zwischen Beruf und Berufung, zwischen politischem Engagement und persönlicher Erfüllung einbettet und dabei die kleinen, unscheinbaren Brüche spürbar macht. 

Die wilde Zeit – Flucht in den Untergrund

Ins Zentrum stellte Assayas den jungen Gilles (Clement Metayer), der sich ebenso wie Alain (Felix Armand) und Christine (Lola Creton) dem Kampf für eine bessere Welt verschrieben hat, nach einer missglückten nächtlichen Aktion jedoch nach Italien in den Untergrund flüchten muss. Dort ist Gilles hin- und hergerissen zwischen politischem Commitment und künstlerischen Ambitionen, zwischen seiner Liebe zu Christine und seinen eigenen Zielen. Ebenso ziellos wie die Jugendlichen selbst fängt der Film zu Beginn vor allem atmosphärisch die Zeit ein, bevor er die Bögen der Protagonisten zu einem Ende führt.

Der autobiografisch angelehnte Coming-of-Age-Film (Assayas veröffentlichte 2005 seine Autobiografie unter dem Titel “Une adolescence dans l’après-Mai”, die zuletzt vom Österreichischen Filmmuseum ins Englische übersetzt wurde) ist im vergangenen September bei den Filmfestspielen in Venedig mit viel Beifall und Jubelrufen empfangen und schließlich auch für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden. Angesiedelt in der Zeit vor dem Terroristen-Biopic “Carlos – Der Schakal” sind die 1970er diesmal noch Ausgangspunkt für die Radikalisierung gewisser Gruppen im Sinne großer politromantischer Ideale.

Zwischen Hoffnung und Utopie

Die perspektiv- und orientierungslose Jugend, die sich zunehmend politisiert, könnte sich im heutigen Frankreich möglicherweise genauso finden. Assayas bringt dabei ein Lebensgefühl zum Ausdruck, zwischen großen Hoffnungen und Utopien auf der einen und der Ernüchterung auf der anderen Seite. Er schildert den Sex und die Partys, die Drogen und die Musik, die Diskussionen und die Sehnsucht – und lässt sich dennoch nicht auf einen schlicht nostalgischen Blick reduzieren. “Die wilde Zeit” ist zwar sehr persönlich, aber gleichzeitig auch wie eine Studie in stilistisch und erzählerisch beeindruckender Manier.

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