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Die Welt jubelt mit Chile!

Euphorische Freude in Chile: Über die Hälfte der 33 verschütteten Kumpel wurde bis Mittwochabend (MEZ) gerettet. Unter lautem Jubel schlossen die Bergleute ihre Frauen und Kinder in die Arme.
Die spektakuläre Rettung in Bildern I
Die spektakuläre Rettung in Bildern II
Die spektakuläre Rettung in Bildern III
Die spektakuläre Rettung in Bildern IV
Grafik: Chronologie des Minenunglücks
Chilenen und Bolivianer vergessen Feindschaft
Juan Illanes: Dritter Kumpel gerettet
Sepulveda: Der Held der Tiefe
Nach Avalos auch Sepulveda gerettet
Avalos als Erster aus Tiefe geholt
Auf diesen Mann blickt die Welt
Diese Männer warten auf ihre Befreiung
Minutenprotokoll des Wunders von Chile
Erster Retter zu Eingeschlossenen unterwegs
Leere Rettungskapsel in Mine hinabgelassen
Drama in Chile: Eine Chronologie
Die Rettung: Ein Überblick
Präsident Pinera: "Rettung macht uns stolz"
Früherer Beginn bestätigt
Rettung für Bergleute kein Ende ihres Leidenswegs
Gefühle von elementarer Wucht vor Rettungsaktion
Zahlenrätsel um die 33 im Grubendrama
Ablauf der angelaufenen Rettungsaktion

69 Tage zwischen Angst und Hoffnung in mehr als 600 Metern Tiefe gingen für sie glücklich zu Ende. Nie zuvor musste ein Bergmann solange unter Tage ausharren.

Die Männer schrien, weinten und umarmten glückstrunken die Helfer am Schacht. Die Rettungsaktion hatte in der Nacht begonnen. An der Oberfläche wartete – neben den Angehörigen – auch Chiles Präsident Sebastian Pinera. Rund um den Globus hofften Millionen auf einen glücklichen Ausgang des Dramas.

Die Rettung in der engen Kapsel mit dem Namen “Fenix 2” (“Phönix”) verlief völlig reibungslos. Weniger als eine Stunde dauerte es im Schnitt, die Kapsel zu prüfen, hinabzulassen und einen Kumpel nach oben zu ziehen. Insgesamt könnte die Aktion so deutlich weniger als 40 Stunden dauern. Als letzter Kumpel sollte Schichtleiter Luis Urzua in die Kapsel steigen, der in der Tiefe entscheidend zum Zusammenhalt der Gruppe beitrug.

Als erster war Florencio Avalos um kurz nach Mitternacht Ortszeit (5.10 Uhr MESZ) mit der engen Rettungskapsel aus dem unterirdischen Gefängnis befreit worden. Es folgte Mario Sepulveda, der die Menge mit einem bewegenden Jubelausbruch rührte. Als einziger wirkte vorläufig der jüngste der Kumpel, Jimmy Sanchez (19), nach dem Ausstieg aus der Kapsel deutlich angeschlagen. Der chilenische Gesundheitsminister Jaime Manalich war zuversichtlich, dass die Bergleute die wochenlangen Strapazen körperlich ohne große Probleme überstehen.

Gefreut haben dürften sich gläubige Chilenen vor allem über die Worte von Papst Benedikt XVI. “Ich empfehle die Bergleute, die in der Atacama-Region in Chile verschüttet sind, weiterhin mit Hoffnung der Güte Gottes”, sagte das katholische Kirchenoberhaupt in Rom. US-Präsident Barack Obama wünschte Glück. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso erklärte in einem Schreiben: “Die Kameradschaft und die Widerstandskraft der Bergleute, die Planung und Effizienz der Rettungsaktion und die Solidarität aller haben der Welt eine Botschaft der Hoffnung und Zuversicht gegeben.”

Boliviens Präsident Evo Morales kam, um den einzigen Nicht-Chilenen im Team, Carlos Mamani aus Bolivien, zu besuchen. Der Sender BBC berichtete, Mamani sei eingeladen, in der Präsidenten-Maschine zurück in die Heimat zu fliegen. Als Mamani aus der Kapsel stieg, hatten Chiles Präsident Pinera und einige Helfer bolivianische Fähnchen geschwenkt. Die gespannten Beziehungen der Länder schienen vergessen. Die Rettung Mamanis sei das Symbol einer neuen Einheit zwischen beiden Ländern, lobte die Zeitung “Los Tiempos”.

Angehörige, Bergleute und auch die rund 1.600 Journalisten aus aller Welt reagierten im Lager Esperanza mit Jubelrufen und Freudenausbrüchen auf jede neue Rettung. Auch bei Berichterstattern flossen die Tränen. Luftballons in den chilenischen Nationalfarben Rot, Weiß und Blau stiegen in den Himmel.

“Die Erde hat einen Mann geboren”, formulierte das chilenische Staatsfernsehen, als der erste Kumpel aus der engen Rettungskapsel mit dem spanischen Namen “Fenix 2” stieg. “Das hat den chilenischen Traum erfüllt”, sagte Präsident Piñera voller Stolz über die wie am Schnürchen laufende Aktion.

Sepulveda wurde wie ein Rockstar bejubelt. “Ich war bei Gott, ich war beim Teufel, sie kämpften um mich, Gott hat gewonnen”, sagte er im ersten Interview nach der Rettung. Sein Kollege Illanes antwortete auf die Frage, wie die Fahrt denn gewesen sei: “Wie eine Vergnügungstour.” Claudio Yanez, der seiner Freundin versprochen hatte, sie nach der Rettung zu heiraten, wurde von seinen beiden weinenden Töchtern umarmt. Die Bilder von der unglaublichen Freude über die Rettung konnten auch die anderen Kumpel in mehr als 600 Metern Tiefe sehen.

Die Geretteten wurden in ein Behelfslazarett getragen, wo sie kurz untersucht werden. In dem abgeschirmten Bereich durften sie mit Angehörigen reden, dann wurden immer vier Kumpel zusammen mit Hubschraubern in das Spital der Stadt Copiapo geflogen.

Die Bergleute waren seit dem 5. August in der Kupfer- und Goldmine in der Atacama-Wüste festgesessen. Um mit den knappen Ressourcen zu haushalten, aßen sie zunächst lediglich alle zwei Tage zwei Löffel Thunfisch. Erst nach 17 Tagen konnte die Gruppe ein Lebenszeichen absetzen.

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