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Die Welt des TutanchAmun

Im wahrsten Sinne des Wortes ins Licht rückte das Kunsthistorische Museum (KHM) heute, Freitag, die neue Ausstellung "Tutanchamun und die Welt der Pharaonen", die am 9. März im Wiener Museum für Völkerkunde eröffnet.

Flankiert von drei ägyptischen Experten in weißen Handschuhen wurde die “Kanopenbüste” aus dem Grab des Tutanchamun auf einem Wagen in den abgedunkelten Ausstellungsraum gerollt und unter Blitzlichtgewitter der anwesenden Fotografen vorsichtig in die Vitrine gehoben. Die Stille, die kurz darauf herrschte, ließ lediglich erahnen, welche Faszination die 140 Schätze umfassende Schau – für die bereits 40.000 Karten vorbestellt sind – auf die Besucher ausüben wird.

Ausstellung: Tutanchamun und die Welt der Pharaonen

“Rückkehr zu den Wurzeln”

Für Generaldirektor Wilfried Seipel ist die Ausstellung “eine Rückkehr zu den Wurzeln” und eine “schöne Abrundung” seines Wirkens im Kunsthistorischen Museum, wie er der APA im Gespräch erzählte.
Ihm sei es auch zu verdanken, dass die neu konzipierte Schau ausgerechnet in Wien erstmals gezeigt wird, bevor sie in die USA wandert, so Mark Lach, Designer der Ausstellung und Senior Vice President von “Arts and Exhibitions International”: “Seipels Reputation und seine Freundschaft zu den Kollegen in Ägypten haben das überhaupt erst möglich gemacht.”

Sichtlich stolz und auch ein wenig emotional stellte Seipel den Vorboten zur Ausstellung dann auch vor. Die Kanopenbüste war Teil der aus einem Kalzitblock geschnittenen Kanopentruhe des Tutanchamun, in deren vier Hohlräumen die Kanopensärge untergebracht waren, in welchen die inneren Organe des Tutanchamun beigesetzt wurden.

“Nur das Herz wurde in der Mumie belassen”, so Seipel, “da es im Totenreich Auskunft geben muss”. Vielleicht ist es auch ein bisschen der Schauer über einen 3.000 Jahre alten Kriminalfall, dem man nun so nahe kommt, der derart in seinen Bann zieht. Der nunmehr gezeigte Kopf ist laut Seipel ein “idealisiertes Antlitz, das die Unvergänglichkeit der Schönheit” demonstrieren sollte.

Ursprünglich bemalt, ist die Büste heute milchig weiß und wirkt durch die Transparenz des Kalzits tatsächlich nicht von dieser Welt. Doch auch die anderen Stücke im Saal machen die große Anziehungskraft ägyptischer Schätze mehr als deutlich: Zu sehen ist etwa eine der Holzkisten, in denen weibliche Föten gefunden wurden, möglicherweise Töchter des Tutanchamun.

Auch das fein gearbeitete und hervorragend erhaltene Modell eines Bootes, ein Ohrring oder jene aus verschiedenen Materialien gefertigte Statuen, die den König in der Unterwelt vertreten sollen, beeindrucken auf seltsame Weise.

Wilfried Seipel hob die “Dichte und Qualität” der gezeigten Objekte hervor, die noch nie in Österreich zu sehen waren. Die rund 140 Objekte kommen ausschließlich aus dem ägyptischen Nationalmuseum.

Rund die Hälfte der Exponate stammt aus dem Grabschatz des 1922 durch Howard Carter im Tal der Könige entdeckten Grabes von Tutanchamun. Die andere Hälfte der Exponate ist eine Auseinandersetzung mit der Welt der Pharaonen. Der Versicherungswert beträgt rund 500 Mio. Euro, mit dem Ertrag (an dem das KHM beteiligt ist) will die Ägyptische Altertümerverwaltung zur Finanzierung des geplanten “Grand Egyptian Museum” beitragen.

Auch im ORF wird der Ausstellung auf mehreren Schienen Platz eingeräumt: “lebens.art” präsentiert am kommenden Montag (3. März, ab 22.30, ORF 2) Einblicke in die Schau, am Tag darauf gibt es dazu die “Universum”-Dokumentation “Tutanchamun – Leben und Tod eines Pharaos” von Andy Webb, die die Geschichte des Pharaos und die jüngsten Erkenntnisse über den Menschen hinter dem Mythos beleuchtet (4. März, 20.15 Uhr, ORF 2), am 8. März folgt ein “Newton spezial” (19.30 Uhr, ORF 1).

Was Ausstellungsmacher Mark Lach am meisten freut? “Im alten Ägypten hat man geglaubt: Wenn der Name weiterlebt, erlangt man ewiges Leben”, erklärt Lach. “Und das scheint ganz gut gelungen zu sein.”

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