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Die Wahrheit über „Eve“

Die Wissenschafterin Brigitte Boisselier löste kurz nach Weihnachten mit ihrer Nachricht, die Geburt des ersten ge-klonten Menschens sei geglückt, weltweit Ungläubigkeit aus.

Viele Experten meldeten Zweifel an der Echtheit der wissenschaftlichen Sensation an, zumal die hinter Boisselier stehende, umstrittene Raelianer-Sekte keine Beweise vorlegte. Immerhin sicherte die Bio-Chemikerin eine DNA-Analyse zu – die einzige Methode, um festzustellen, ob „Eve“ tatsächlich eine identische Reproduktion ihrer Mutter ist. DNA-Tests werden vor allem für Vaterschaftstests sowie bei der Verbrecherjagd eingesetzt. Die Experten machten sich dabei zu nutze, dass jede menschliche Zelle die kompletten genetischen Informationen eines Individuums enthält.

Abgespeichert ist das Erbmaterial in der unter den Kürzeln DNA oder DNS bekannten Desoxyribonucleinsäure. An den zwei ineinander verwobenen spiralförmigen Strängen dieses Riesenmoleküls sind genau vier Aminosäuren in Paaren aneinander gereiht – Adenin, Thymin, Cytosin und Guanin. Die Abfolge von etwa 0,1 Prozent dieser drei Milliarden Gen-Bausteine im Zellkern ist bei jedem Menschen individuell verschieden. Ein einziger Zellkern genügt damit für die Herstellung eines zu 99,9 Prozent sicheren genetischen Fingerabdrucks. Dank dieser Entdeckung kann heutzutage ein Krimineller, der am Tatort des Verbrechens Blut oder Hautreste hinterlässt, eindeutig überführt werden.

Auch im Fall „Eve“ wäre relativ leicht festzustellen, ob das Mädchen wie behauptet ein Klon ihrer Mutter ist. Dafür müsste allein die DNA aus den Zellkernen von Mutter und Kind verglichen werden. Stellen sich beide Gen-Abdrücke als hundertprozentig identisch heraus, wäre „Eve“ tatsächlich der erste Menschenklon. Ungewiss scheint bisher aber jedoch, ob der umstrittenen Raelianer-Sekte eine solche Analyse gelegen kommt. Zwar hat Boisselier zugesagt, dass unabhängige Experten mit der Analyse des Erbmaterials beauftragt würden. Wer dem Gremium angehören soll, blieb allerdings offen. Unklar ist ebenso, ob die Analyse tatsächlich wie angekündigt am Dienstag begann. Spätestens Mitte nächster Woche soll feststehen, wer „Eve“ nun wirklich ist. Dann soll das Ergebnis der Analyse vorliegen, hat Boisselier versprochen.

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