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Die Wahlkämpferin - Trailer und Kritik zum Film

Es hätte die beißende Polit-Satire zum laufenden Präsidentschaftswahlkampf in den USA werden können.

Als Spindoktorin will Sandra Bullock in “Die Wahlkämpferin” (ab Freitag im Kino) einem undurchsichtigen bolivianischen Präsidentschaftskandidaten zum Sieg verhelfen – ganz egal, ob er der Richtige für das Land respektive den Posten ist. Doch Regisseur David Gordon Green verpasst die Chance.

Die Wahlkämpferin – Die Geschichte

Sechs Jahre schon lebt Jane Bodine (Bullock) zurückgezogen in der Einöde, töpfert Schüsseln und entsagt ihren einstigen Lastern Alkohol und Tabak. Ein Skandal und der damit einhergehende Spitzname “Calamity Jane” (dt. etwa “Katastrophen-Jane”) hat die einst gefürchtete Wahlstrategin aus der Branche flüchten lassen. Nun steht ihr Comeback bevor – in Bolivien: Weil der frühere konservative Präsident Castillo (Joaquim de Almeida) in Umfragen zu seinem erneuten Antritt im Präsidentschaftswahlkampf weit abgeschlagen ist, holt die von ihm engagierte amerikanische Beraterfirma Jane als Retterin hinzu.

Für Jane bedeutet der Wahlkampf vor allem die Chance, endlich ihren Erzfeind Pat Candy (Billy Bob Thornton) zu schlagen. Der manipulative Widerling vertritt nämlich Castillos Gegner, der die Umfragen haushoch anführt. Janes Rezept für den Sieg: Eine nationale Krise hochstilisieren (daher auch der Originaltitel: “Our Brand is Crisis”), durch die nur ein erfahrener, wenn auch unbeliebter Expräsident führen kann. Was folgt, ist eine Schlammschlacht auf politischer wie auch privater Ebene zwischen Jane und Pat, bei dem nicht nur die Interessen der Bevölkerung, sondern auch Janes Seelenheil stark vernachlässigt werden.

Die Wahlkämpferin – Die Kritik

Zyniker werden die schmutzigen Methoden im Film, der auf der gleichnamigen Doku von Rachel Boynton über den bolivianischen Präsidentschaftswahlkampf 2002 basiert, nicht überraschen. Zu lange hält sich der Hollywoodstreifen mit vermeintlich obskuren Werbevideo-Aufnahmen, falschen Tränen in TV-Interviews, Schmutzkampagnen und persönlichen Rachefeldzügen auf, anstatt tiefer zu gehen. Warum einflussreiche US-Berater überhaupt in diesem Wahlkampf herumpfuschen und welche Rolle der von der Bevölkerung gefürchtete Internationale Währungsfonds spielt, wird kaum abgehandelt. Zog Boynton in ihrer Doku noch Parallelen zu der Art und Weise, wie die US-Regierung den Irakkrieg “verkauft”, vermisst man in “Die Wahlkämpferin” jegliches politisches Statement, jegliche Relevanz oder Weitsicht.

Dabei wäre in den Händen von Produzenten-Duo George Clooney und Grant Heslov (u.a. “The Ides of March”), Drehbuchautor Peter Straughan (“Dame, König, As, Spion”) und David Gordon Green, Regisseur von skurrilen Komödien wie “Ananas Express” und “Prince Avalanche” oder dem weitgehend unterschätzten Drama “Joe”, durchaus mehr drin gewesen. Doch Greens Liebe für das Groteske dringt nur selten durch, der zynische Ton wird nicht durchgehalten und die wenigen surrealen Elemente wirken deplatziert in einer sonst oberflächlichen, konventionellen Inszenierung, die in ein recht unvermitteltes, furchtbar kitschiges Ende mündet.

US-Schauspielerin Sandra Bullock (“Gravity”) gibt in ihrer ursprünglich für Clooney vorgesehenen Rolle ihr Bestes, um die Widersprüche im etwas konfusen Charakter glaubwürdig zu vermitteln. Die emotionale Belastung kauft man ihr dabei eher ab als die skrupellose Vorgehensweise, mit der Jane Pat in nichts nachsteht. Am Ende können weder die 51-Jährige noch ihre durchaus soliden Nebendarsteller Anthony Mackie, Ann Dowd oder Zoe Kazan einen Film ohne klare Richtung retten. Das zeigte sich auch an den US-Kinokassen, wo “Die Wahlkämpferin” gerade einmal sieben Millionen Dollar, ein Viertel des Produktionsbudgets, eingespielt und Bullock den schlechtesten Kinostart ihrer Karriere eingebracht hat.

(APA)

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