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Die Vier Routen am Feuerhorn

Der Ausblick auf das Feuerhorn.
Der Ausblick auf das Feuerhorn. ©Timeline Production, Hannes Mair
Vier Huber-Klassiker an der Heimatwand: Mit „Siddhartha “, „The end of silence“, „Monstermagnet “ und „Firewall“ haben Thomas und Alexander Huber Klettergeschichte am Feuerhorn geschrieben. Eine Story, die noch nicht beendet ist, denn immer wieder zieht es junge Kletterer zur Wand mit den „High -end“-Routen. Zuletzt haben sich Barbara Zangerl und Charly Fritzer reingehängt.
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Das Feuerhorn im Berchtesgadener Land nahe der Reiter Alm: Hier haben die Huberbuam in der kompakten Nordwand mit vier schweren Routen Klettergeschichte geschrieben: “Siddharta”, “The End of Silence”, “Monstermagnet” und “Firewall”. Mit „Siddhartha“ hatte alles angefangen. Mit 18 Jahren von Alexander Huber erstbegangen, war es 1987 die erste Freikletterroute in der Gegend.

Schon damals folgten diese zwölf Seillängen dem Huber-Prinzip: „Wir wollten das sportlich haben, ohne zu viele fixe Sicherungen. Es ging darum, eine Route mit minimalen Aufwand von Hilfsmitteln zu klettern“, erklärt Alex. Das bedeutet: Haken wurden gespart. Selbstständig zu sichern, ist hier neben dem schweren Klettern eine Voraussetzung.

„The End of Silence“ ist auch heute noch eine der wichtigsten Routen für Thomas Huber: „Ich bin an der Route gereift, mit ihr erwachsen gewor- den“, sagt er. Schon seit seiner Kindheit habe er die große Idee gehabt, durch den grauschwarzen, überhängenden Pfeiler der Feuerhorn-Nord- wand eine Route zu finden. Bereits in den 80er-Jahren hatte er damit angefangen – es war ein langes Projekt: „Ich bin immer wieder zurück- gekehrt und der Rotpunkt hat ja auch ein paar Jährchen gedauert.“ Als es 1994 geschafft war, gehörte „the End of Silence“ neben „Silbergeier“ (Beat kammerlander) und „Des kaisers neue kleider“ (Stefan Glowacz)  zu den drei absoluten toptouren der Alpen.

“The End of Silence” als Herausforderuzng am Feuerhorn

Neben sportlicher Absicherung und schweren Klettereien im 8. und 9. Grad stellt „the End of Silence“ auch besondere Herausforderungen an die Aus- dauer: Die Schlüsselstelle im 10. Grad erreicht der Kletterer erst nach neun Seillängen – kleine Untergriffe, Seitgriffe, winzige Leisten und feinste Tritte im überhängenden Fels erschweren kurz vor dem Ziel noch mal den Durch- stieg. Auch heute gehört die Tour immer noch zu den schwersten alpinen Freikletterrouten.

Die vier starken „High-End“-Routen an der Reiter Alm finden immer wieder neue Herausforderer: Etwa Barbara Zangerl, die im vergangenen Sommer als erste Frau „the End of Silence“ punktete und Charly Fritzer, der „Monstermagnet“ wiederholte.

Charly Fritzer & Monstermagnet

Schon von der Straße aus hatte er früher den überhäng- enden 400 Meter hohen Pfeiler des Feuerhorns immer bewundert. „Man fährt vorbei, schaut rauf und denkt: voll fett“, sagt Charly. „Jedes Kletterer-Herz müsse da höher schlagen”, meint der 32-jährige Kärntner, der seit einigen Jahren im Berchtesgadener Land eine zweite Heimat gefunden hat. Er wusste: „Huber-Routen sind immer für eine Überraschung gut.“ Und weil er solche Abenteuer des Unvorhersehbaren liebt, hatte er sich „Monstermagnet“ zum Projekt aus- gewählt. Als eine der vier Klassiker, wartete diese Route noch jungfräulich auf die erste Wiederholung. Und von den Hubers wusste Charly, dass „die Tour wohl auch moralisch sehr anspruchsvoll ist.“ Bei minimalem Bohr- hakeneinsatz und oft nicht abzusichernden Felsen riskiert der Kletterer tiefe Stürze. Er war gewarnt.

Im Herbst 2011 hat Charly dann auch gleich ein paar „Monster“- Flug- stunden genommen. „Bei einem Tritt- ausbruch kurz vor dem sicheren Stand stürzte ich 20 Meter tief, bis unter den Stand von Mario Walder, der mich sicherte“, erzählt der Profi, der als Industriekletterer seinen Lebensunterhalt verdient und schon einige andere alpine Klassiker des neunten Schwierigkeitsgrades (7c) abgeräumt hat. Mario verlor bei dem Sturz seinen Kletterschuh, weshalb sie fortan einen von Charly hin und her seilten. „An diesem Tag waren wir heilfroh, auf dem Gipfel angekommen zu sein.“ Eine Wiederholung, aber ohne Rotpunkt – so sollte es nicht bleiben.

2012 war Charly wieder an der Reiter Alpe, „der Monster“ mit seinen zwölf Seillängen war reif. Zum Auschecken der oberen schweren Längen (IX+) und der Schlüsselstelle hat er sich ein paar Mal allein von oben in die Wand geseilt. Schließlich war er sich sicher: Als Partner bat er seinen Freund Matthias Wurzer an den Fels. Und dann: „Ging es ganz geschwind in einem Tag.“

Barbara Zangerl & The End of Silence

In der neunten Schlüsselseillänge war sie eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs: „Da hat es schlecht ausgeschaut, ich kannte die einzelnen Züge, aber der Zusammenhang schien unmöglich“, erinnert sich Bar- bara Zangerl. Schon Anfang 2012 hatte die 24-Jährige „The End of Silence“ ganz oben auf ihre Wunschliste gesetzt. “Ein großes Ziel pro Jahr muss sein”.

Der Erstkontakt mit dem Feuerhorn war allerdings eher ein Vollflop. Nach zwei Stunden Zustieg mit schwerem Gepäck – Klettermaterial und Verpfle- gung für drei Tage – und einer schlechten Nacht am Fuß der Wand, stieg Barbara ein: „Für eine alpine Sportkletterroute hatte ich gedacht, dass Ex- pressen reichen.“ Dass das zu wenig ist, stellte sich bereits in der dritten, eher leichten Seillänge heraus, „eine schöne Rissverschneidung, in der man sich gut absichern könnte, wenn man ein paar Camalots dabeigehabt hätte.“ Nach fünf „schlecht abgesicherten Seillängen“ beschlossen Barbara und Emanuel: Abbruch. Die schweren Rucksäcke wurden wieder bergab geschleppt.

Sie liefen den Zustieg viele Male hoch, allerdings immer mit mobilen Sicherungen im Gepäck. Nach- dem das Camalot-Problem gelöst war, konnte sich Barbara ganz auf „The End of Silence“ konzen- trieren: „Eine glatte Wand, mit wenigen Griffen, gerade so viel wie man braucht“, fasst sie zusam- men. Da sei es schon eine große Erleichterung gewesen, dass sie in den unteren leichten Seil- längen nicht ständig darüber nachdenken musste, wie viele Meter sie nun über dem letzten Haken steht. Die Crux komme nämlich zum Schluss, und nach acht Längen brauche man noch volle Kraft, Konzentration und gute Nerven. Vier Tage habe sie gebraucht, um das „Hauptproblem“ der neunten Seillänge zu lösen.

Sie gab nicht auf. Und am 1. August war der große Tag gekommen: Barbara schaffte die erste Frauenbegehung Rotpunkt. „The End of Silence“, eine der schwersten alpinen Sportkletterrouten, stand jetzt auf ihrer Liste.

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