In der Wiener Volksoper hat das bewährte Duo aus Helmut Baumann (Regie) und Mathias Fischer-Dieskau (Bühnenbild/Licht) das Geschehen ins Einheitsbühnenbild einer Designerscheune verlegt, die sich monochrom vor Altböhmenkitsch jeglicher Art hütet.
In diesem Ambiente entfaltet das Ensemble bei der Premiere am Sonntagabend Spielwitz, ohne dabei auf Klamauk zu setzen, was vom Publikum sehr positiv aufgenommen wurde.
Liebe und Pflichtehe in der Wiener Volksoper
Das Werk um die Liebesgeschichte von Marie und Hans im dörflichen Böhmen, die sich vor dem Plan der Eltern, die Tochter mittels Heiratsvermittler an den tölpelhaften Sohn eines reichen Bauern zu verscherbeln, nur durch List retten können, gilt als die tschechische Nationaloper.
Die große Stärke der aktuellen Volksoper-Inszenierung liegt dabei in den choreografierten Zwischenszenen, in denen Sauf- und Prügelsequenzen in tänzerische Arrangements gewandelt werden, die Zirkusartisten mit teils frappanten Einlagen überzeugen und die Kirchweih noch eine rechte Hetz ist.
Aber auch Caroline Melzer weiß mit scharfem, durchdringenden Sopran eine überzeugend selbstbewusste Marie zu gestalten. Diese Braut lässt sich nicht für dumm verkaufen. An ihrer Seite legte Matthias Klink seinen trickreichen Hans eher als Dorfstrizzi an, war stimmlich jedoch angeschlagen.
“Die verkaufte Braut”: Komödiantisch
Der arme, ausgebootete Wenzel wird von Jeffrey Treganza als spätpubertierender Außenseiter interpretiert, dessen Schwächen nicht bloßgestellt werden. Und schließlich bietet die Rolle des intriganten Heiratsvermittlers Kecal Martin Winkler viel Raum zum Ausleben seines komödiantischen Talents, ohne seinen Charakter als Witzfigur zu desavouieren, womit er sich zum Publikumsliebling mauserte.
Analog frisch genommen wurde auch die Partitur durch den Ersten Gastdirigenten des Hauses, Enrico Dovico. Da blieb die Differenzierung bisweilen auf der Strecke, schlich sich die eine oder andere Verschleifung ein. Die Spielfreude, sich in bäuerlich-beschwingten Weisen zu drehen, blieb jedoch erhalten.
(APA)