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Die Seilbahn-Katastrophe von Kaprun jährt sich zum zehnten Mal

Die Seilbahnkatastrophe von Kaprun jährt sich am Donnerstag dieser Woche zum zehnten Mal: Am 11. November 2000 sind beim Brand in der Standseilbahn 155 Menschen ums Leben gekommen.
Die Tatsache, dass die Justiz keine Schuldigen für dieses Feuerinferno gefunden hat, macht vielen Angehörigen noch heute das Leben schwer. Am Jahrestag werden Hinterbliebene, Helfer und Mitarbeiter der Gletscherbahnen der Toten gedenken.

Kurz nach 9 Uhr war an diesem Novembersamstag im talseitigen Führerhaus der Zuggarnitur im Heizstrahler Feuer ausgebrochen. Eine Hydraulikleitung zerriss wegen der Hitze, das ausrinnende Öl entfachte den Brand explosionsartig, und durch die Kaminwirkung im Tunnel breiteten sich die Flammen blitzschnell auf die komplette Seilbahngarnitur aus. Zwölf Menschen, die sich aus dem Zug befreien konnten und geistesgegenwärtig nach unten liefen, überlebten, für alle anderen gab es keine Rettung mehr.

Rund 1.000 Helfer strömten nach Kaprun. Für die zahlreichen Angehörigen wurde ein Krisenzentrum eingerichtet, wo diese psychologische Betreuung bekamen. Auch viele Helfer benötigten in der Folge selbst professionelle Begleitung, um die unfassbaren Eindrücke dieser Katastrophe verarbeiten zu können.

 

Wunden in der Gemeinde noch immer nicht ganz verheilt

In dem Ort im Pinzgau war schlagartig nichts mehr so wie früher: Neben einer Riesen-Schar an Helfern von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Krisenintervention und Polizei strömten auch an die 700 Journalisten nach Kaprun, und nicht alle gingen zimperlich vor bei der Suche nach “guten” Aussagen. Und auch wenn man heute in der Gemeinde wieder nach vorne blickt, sind dennoch die Wunden nicht ganz verheilt. Das Unglück wird im Ort immer noch weitgehend tabuisiert.

Im Strafverfahren konnte die Justiz keine Schuldigen finden, alle 16 Verdächtigten wurden freigesprochen. Laut Urteil ist der Brand wegen eines Gebrechens im Heizlüfter ausgebrochen, durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen sei es in der Folge zu dieser Katastrophe gekommen. Viele Hinterbliebene nahmen die Freisprüche mit Fassungslosigkeit auf und konnten nicht verstehen, dass es für ein solches Ereignis keine Schuldigen geben soll. Einige von ihnen bezweifeln das Ergebnis noch heute und kämpfen um ein neues Verfahren.

Sie stützen sich dabei auf deutsche Gutachter, denen zufolge nicht ein Fehler im Heizlüfter das Unglück verursacht haben soll, sondern der unsachgemäße Einbau des Gerätes, das für eine Standseilbahn gar nicht geeignet sei. Juristische Hilfe bekommen sie noch von einem Wiener Anwalt, alle anderen Opferanwälte aber, von denen einige im Vorfeld riesige Summen in Aussicht gestellt hatten, haben mit dem Fall längst abgeschlossen – zum Teil haben sie mehr als die Hälfte des Schmerzensgeldes ihrer Klienten als Honorar abkassiert.

Zehn Jahre nach dem Unglück haben sich die Gletscherbahn-Verantwortlichen nun entschuldigt: “Mit anhaltender Trauer und Erschütterung bitten wir von den Gletscherbahnen Kaprun um Verzeihung.” Die Katastrophe “geschah in unserem Betrieb, also unter unserer Verantwortung. Zu dieser Verantwortung bekennen wir uns”, hieß es in einer Stellungnahme vom Samstag.

Unweit der Seilbahn-Talstation steht heute zur Erinnerung an die Opfer eine Gedenkstätte. Dort werden sich am Jahrestag Hinterbliebene, Helfer, Mitarbeiter der Gletscherbahnen und vielleicht auch Überlebende zur Gedenkveranstaltung treffen. Auch Politiker haben sich angesagt. In der Gedenkstätte ist jedem Toten eine eigene Nische gewidmet. Viele wurden liebevoll dekoriert, mit Fotos, Sprüchen und persönlichen Erinnerungsstücken versehen.

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