Musikvereine, Fußballclubs, Schützenvereinigungen oder Feuerwehren, das fällt einem gewöhnlich zum Vereinswesen im Bregenzerwald ein. Aber ein Tigerclub? Den sucht man normalerweise nicht gerade dort, wo die Tierwelt aus Gämsen, Rehen und Eichhörnchen besteht. Doch ein kleiner Trupp aus Andelsbuch hat es sich tatsächlich zur Aufgabe gemacht, bedrohten Tigerarten in aller Welt zu helfen.
Der Tiger als Symbol
“Der Tiger ist ein Symboltier” sagt Christoph Metzler, Initiator und Obmann des Tigerclubs. “Wenn wir es zulassen, dass ein so schönes, großes und starkes Wesen vernichtet wird, wer wird dann noch den Breitmaulfrosch oder den Eichelhäher retten?” Das leuchtet ein. Denn die endgültige Ausrottung des Tigers ist keine Gefahr in weiter Ferne, sondern ein Szenario, das schon in ein bis zwei Jahrzehnten Realität werden könnte. Der kaspische Tiger verschwand 1920, der Bali-Tiger folgte bald darauf und auch der Java-Tiger ist in freier Wildbahn nicht mehr anzutreffen.
“Besonders liegt uns die Rettung des sibirischen Amir-Tigers am Herzen” erklärt Christoph Metzler. Dies vor allem deshalb, “weil der Amir-Tiger in den fast unendlichen Weiten Sibiriens reale Überlebenschancen hat”. Denn in der undurchdringlichen russischen Taiga ist es dem Tiger noch möglich, der vordringenden Zivilisation auszuweichen.
Durch ganz Rußland
Um aber sicher zu gehen, dass das mühsam gesammelte Geld auch an der richtigen Stelle ankommt, machte sich im Dezember eine Andelsbucher Delegation auf die Reise nach Wladiwostok, um sich mit Vorarlberger Gründlichkeit von der Richtigkeit ihrer Spende für den russischen Tiger persönlich zu überzeugen. Mit der transsibirischen Eisenbahn reisten die Tierschützer durch die eiskalten russischen Weiten über den Baikal bis nach Kabarovsk, dem Sitz der russisch-amerikanischen Organisation PHOENIX in der Nähe von Wladiwostok.
Von der Pünktlichkeit und dem Komfort der russischen Züge zeigt sich Christoph überrascht. “Die Wagons waren so gut beheizt, dass wir manchmal im Unterhemd drin saßen. Das war aber sehr angenehm, wenn man bedenkt, dass es draußen zum Teil über dreißig Grad Minus hatte.” Die Russen beschreibt er als eher verschlossen, erst nach einigen Gläschen Vodka kam es zur freundschaftlichen Verbrüderung mit russischen Mitreisenden.
Dramatische Lage auch für den Amir-Tiger
In Khabarovsk wurden die fünf von einer Delegation der Tigerschutzorganisation empfangen, die ihnen die Dramatik der Lage des Amir-Tigers vor Augen führte. Tigerfleisch, aber auch Tigerfelle und Klauen sind vor allem in Japan hoch begehrt. “Dort gilt der Tiger als Symbol für Macht und Potenz” weiß der Vereinsobmann. “Chinesische Bauern jagen deshalb den Amir-Tiger und verwerten ihn bis ins Kleinste”. Für einen Durchschnittschinesen ist ein erlegter Tiger mehr Wert als sein Lebenseinkommen – das bedeutet leider einen sehr großen Anreiz. “Dazu kommt, dass russische Wildhüter äußerst schlecht bezahlt sind und oft auf Schmiergeldangebote einsteigen.”
Spende nach Prüfung deponiert
Die Aktivisten von PHOENIX zeigen Wildjäger an und verjagen sie wenn möglich. Sie sorgen dafür, dass verletzte Tiere wieder aufgepäppelt werden und zahlen Abfindungen an Bauern, deren Tiere von Tigern gerissen worden sind. Besonderen Wert legt die Organisation auf Aufklärung in Schulen und Gemeinden, um die Jugend für das Thema zu sensibilisieren.
Nach eingehender Prüfung gab der Tigerclub Andelsbuch jedenfalls seine Spende in Khabarovsk ab und machte sich im Jänner auf die weite Heimreise.
Unter der Kontonummer 32.043.952, Bankleitzahl 37423, Raiba Mittelbregenzerwald, lautend auf “panthera tigris, nimmt der Verein gerne Spenden für die Rettung des Tigers entgegen. Weitere Informationen über die Aktivitäten des Tigerclub Andelsbuch sind auf der Clubwebseite unter http://tigerclub.maetzler-webdesign.at zu finden.