“Die Qual der Wahl” (im Original: “The Campaign”) nennt sich die Komödie von Jay Roach, die einen altgedient-gelangweilten Demokraten und einen naiv-eitlen Republikaner im schmutzigen Wahlkampf um einen Senatorenposten in North Carolina zeigt. Ab Freitag (4.10.) im Kino.
Will Ferrell (“Anchorman”, “Die Eisprinzen”) spielt Cam Brady, der seit vielen Jahren als Senator fungiert und dem für seine fünfte Legislaturperiode eigentlich nur die Unterschrift unter dem Vertrag fehlt – denn üblicherweise hat er im 14. Wahlkreis keinen Gegenkandidaten. Doch als sich Brady einen Lapsus mit einer schlüpfrigen Botschaft auf dem falschen Anrufbeantworter leistet, wittern die zwei großindustriellen Motch-Brüder (Dan Aykroyd, John Lithgow) ihre Chance, mit der Unterstützung einer willfährigen Polit-Marionette und neuen Gesetzen ihren eigenen Reichtum noch weiter zu vermehren. Als Opfer dieses Plans dient der Leiter des örtlichen Tourismusbüros, Marty Huggins.
“Die Qual der Wahl” – Anarchische Wahlkampfsatire mit Will Ferrell
Zach Galifianakis (“Hangover”) spielt Huggins als klassischen Verlierer, der sich für größere Aufgaben berufen fühlt und sich in seinem Ehrgeiz von dem Angebot einer Politkarriere entsprechend geschmeichelt fühlt. Was anfangs dennoch nach einem klaren Rennen für Brady aussieht, wird dank eines skrupellosen Kampagnenmanagers (Dylan McDermott) und des Geldes der Gebrüder Motch bald zu einem erbitterten Zweikampf, in dem kein Manöver zu unwürdig scheint und das rasch in eine persönliche Schlammschlacht eskaliert – mit Terrorismusvorwürfen, Seitensprüngen und Trash-Talk bei öffentlichen Duellen inklusive.
Es sei gar nicht so leicht gewesen, die Skurrilität echte US-Wahlkämpfe zu übertreffen, werden Ferrell und Galifianakis im Presseheft zitiert. “Wenn man sich die Vorgänge in der politischen Arena, die Werbespots anschaut und die Rhetorik heutzutage verfolgt, wundert man sich, dass wir damit im Film überhaupt mithalten konnten.” Diese realistische Nähe wussten die Drehbuchautoren Chris Henchy und Shawn Harnell in absurde Pointen und wahnsinnige Szenen zu verwandeln – sei es mit Slogans wie “Amerika, Jesus, Freiheit”, einem Cameo-Auftritt von Filmhund “Uggie”, sektenartigen Schlangentänzen oder einem Bilderbuch als kommunistischem Manifest.
Regisseur Jay Roach zeichnete sowohl für die “Austin Powers”-Filme als auch für “Meine Braut, ihr Vater und ich” verantwortlich, bevor er für den Sender HBO mit “Recount” über den Florida-Skandal bei der Präsidentschaftswahl 2000 und “Game Change” über den Aufstieg Sarah Palins zwei vielfach prämierte Politdramen vorlegte. Mit “Die Qual der Wahl” verband er seine Vorliebe für anarchischen Humor mit seinem Blick für das Politische und kritisiert auf brachial-komische Weise den Einfluss des Geldes auf die Politik. Dass in den USA nun über die Ausgewogenheit der Darstellung der politischen Lager und Ähnlichkeiten der Motch- mit den einflussreichen Koch-Brüdern diskutiert wird, ist wohl auch ein Zeichen für die Treffsicherheit des Films.