AA

Die "Neuen" in der EU leben nicht gesund

Was bringen die acht ehemaligen „Ostblockstaaten“, die am 1. Mai der EU beitreten, in die Union mit? Eines mit Sicherheit nicht: Eine übertrieben gesunde Lebensweise.

Sieht man sich die Querschnitte, die von den APA-Korrespondenten in den Beitrittsländern erstellt wurden, näher an, unterscheiden sich die neuen EU-Bürger aus dem Norden und Osten in ihrer Freizeitgestaltung nicht wesentlich von vielen Österreichern: Auch sie sind kulinarisch einem guten Tropfen und deftigem Essen nicht abgeneigt. Und sportlich reicht es bei den Ambitionen oft nur zur Auswahl des abendlichen TV-Programms.

Bier ist Lieblingsgetränk

In Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Slowakei, Slowenien und Tschechien wird am liebsten Bier getrunken. Aus der Reihe tanzen da nur die Ungarn. Sie greifen überhaupt gleich zum Wein. Auch die Nationalgerichte sind eher Kalorienbomben mit viel Fleisch.

160 Liter Bier pro Kopf und Jahr – an diesen „Weltrekord“ der Tschechen kommen die anderen „Neuen“ freilich nicht heran. Sie schlürfen dafür auch gerne einmal etwas Härteres. So trinkt jeder Pole laut Statistik an 37 Tagen im Jahr Wodka. In Litauen wiederum ist zur Zeit ein „Doppelpack“ namens „Kava Renata“ en vogue: Kaffee mit Brandy.

Schweinsbraten und Krainer

Dafür sind die Litauer beim Essen eher zurückhaltend. Das Nationalgericht „Cepelinai“ (Kartoffelpüree-Nockerl mit Fleisch oder Gemüsefülle und Sauerrahm) ist geradezu „light“ gegenüber den estnischen „Weihnachts-Blutwürsten“ („Verevorst“), dem tschechischen Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel („knedlo-vepro-zelo“) oder der slowenischen „Krainer“. Den Vogel schießen punkto Essgewohnheit aber wohl die Polen ab. Ihnen mundet die „Gänseblutsuppe“ („Czernina“) besonders gut.

Liebstes Hobby: Fernsehen

Wenn aber nicht gerade geschlemmt wird, sitzt man in den Erweiterungsländern gerne vor dem Fernsehapparat. Der Durchschnitts-Ungar etwa verbringt von 168 Minuten täglicher Freizeit 107 im „Patschenkino“. Besonders beliebt sind neben Nachrichten (im Baltikum und in Slowenien) vor allem Quiz-Sendungen, Shows („Ungarn sucht den Superstar“), Herz-Schmerz-Serien wie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“ (auf Tschechisch: „Nemocnice na kraj mesta“), „L wie Liebe“ (auf Polnisch „M jak milosc“) und natürlich Sportübertragungen.

Die Polen schauen dabei gerne ihrem Überflieger Adam Malysz auf die Sprungskier (im Februar 2003 verfolgten 11,461.000 Zuschauer seine Erfolge bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Val di Fiemme). In Tschechien und der Slowakei stehen die Eishockey-Cracks hoch im Kurs. In Litauen wiederum machten die Basketballer den großen Wurf. Das Herren-Team ist Europameister. Auch Slowenien beweist, dass ein kleines Land große Sportler hervorbringen kann: Rajmund Debevec hält den Weltrekord mit dem Kleinkalibergewehr.

Tierisches aus den Beitrittsländern

Mitunter kann es bei den „Neuen“ auch durchaus tierisch zugehen. Während der zweischwänzige tschechische Löwe aber nur auf dem Wappen gute Figur macht, sind der „Zweipunkt-Marienkäfer“ (Lettland) oder „Meister Adebar“ in Polen durchaus real. Dort brüten 40.000 Storchenpaare. Wer nun glaubt, dass sich dies auch positiv auf die Geburtenrate auswirkt, irrt: Wie bei allen anderen Beitrittsländer befindet sie sich im Sinkflug.

Erschreckend hoch ist hingegen die Todesrate insbesondere auf den Straßen Lettlands, Litauens und Estlands. Im EU-Vergleich liegen die baltischen Staaten bei den Unfallzahlen an der Spitze. Auf lettischen Straßen starben beispielsweise im Jahr 2002 pro Million Einwohner 220 Menschen. Der Schnitt der Europäischen Union lag bei 79.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Die "Neuen" in der EU leben nicht gesund
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.