Die Lust der Frauen
Befreiung aus der klassischen Frauenrolle
Die Konsequenzen für ihr jetziges Leben jenseits der 60 fällt dabei ungeachtet aller Gemeinsamkeiten unterschiedlich aus. Yogalehrerin Bernadette macht sich via Internet auf die Suche nach sexuellen Erfahrungen, wobei der Blick ins jüngere Revier gerichtet ist. “Männer in meinem Alter sind alt”, so ihre Begründung. Christa ist aus einer ähnlichen Sicht heraus in einer glücklichen Beziehung mit einem 24 Jahre jüngeren Afrikaner. Ina arbeitet dagegen in ihrer schon zwei Jahrzehnte dauernden Ehe daran, wie sich ihr erotisches Bedürfnis mit der diesbezüglichen Passivität ihres Partners in Einklang bringen lässt.
Die 70-jährige Birgit pfeift darauf, während des Sex mit ihrem “Rosenkavalier” am Rücken zu liegen, um die Haut straffer erscheinen zu lassen. Und wenn beim Verkehr die Hüfte schmerzt, gibt es eben “Igelsex”, wie sie es nett formuliert: alles etwas vorsichtiger. Ob sie sich in schwachen Momenten nicht einen Mann auch als Lebenspartner wünsche? “Der sitzt ja dann allerweil da”, so ihre Begründung, auf derlei Unannehmlichkeiten lieber zu verzichten. Auch Birgit ist überzeugte Alleinleberin, hat seit einiger Zeit jedoch eine knisternde Fernbeziehung mit Margit, mit der sie turtelnd durch Wien zieht und sich dabei dennoch Gedanken über das Wesen der Monogamie macht.
Plädoyer gegen Strickzeug und Dutt
Regisseurin Schweiger lässt in ihrer konventionellen Interviewdokumentation ausschließlich die Frauen zu Wort kommen, teils quergeschnitten mit alten Bildern oder aktuellen Aktivitäten. Ein Plädoyer gegen Strickzeug und Dutt und für die selbstbestimmt-erotische Frau auch im reifen Alter. (APA/VOL-Redaktion)