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Die Lügen der Sieger - Trailer und Kritik zum Film

Fabian Groys ist Prototyp und Klischee zugleich. Erfolgreicher Journalist eines Politmagazins, arrogant, gutaussehend, mit ausgeprägtem Hang zur illegalen Spielerei und der ein oder anderen Extravaganz, unfähig tiefere soziale Kontakte zu knüpfen und immer auf der Suche nach der ultimativen Story, dabei - ganz wie es der Pressekodex verlangt - stets der Wahrheit verpflichtet.

Regisseur Christoph Hochhäusler lässt in seinem vierten Kinofilm “Die Lügen der Sieger”, der am Freitag in unseren Kinos startet, ausgerechnet diesen Reporter zum Spielball von Lobbyisten werden und stellt dabei die Frage nach der Manipulation der Medien und der öffentlichen Meinung.

Die Lügen der Sieger  – Die Geschichte

Fabian (Florian David Fitz) steckt in seiner Recherche fest: Seine Geschichte über die Invalidenpolitik der Bundeswehr droht dem ehemaligen Afghanistan-Berichterstatter wegzubrechen, weil sein Informant immer wieder einen Rückzieher macht. Ausgerechnet da teilt ihm sein Chef (Horst Kotterba) die junge, engagierte Volontärin Nadja Koltes (immer ein wenig verhuscht, deswegen nicht weniger intelligent: Lilith Stangenberg) zu. Fabian versucht diese mit einer vermeintlich harmlosen Boulevard-Geschichte abzuspeisen.

Schnell stellt sich heraus, dass die Storys miteinander zusammenhängen. Denn der Mann, der da in Gelsenkirchen in ein Löwengehege steigt, um dort den Tod zu finden, war bei der Recyclingfirma beschäftigt, bei der zahlreiche Kriegsveteranen unterkommen. Auch der Mann aus dem Zoo war Soldat und war – so die These – psychisch krank, ob durch seinen Kriegseinsatz, seine Arbeit mit gefährlichen Chemikalien oder beides, bleibt ebenso unklar wie verworren.

Hochhäusler lässt sich Zeit, seine Geschichte zu erzählen. Er folgt unterschiedlichen Handlungssträngen und Personen, lässt vieles unklar und zunächst zusammenhangslos. Das ist streckenweise etwas zäh, doch zugleich Teil der Welt, die Hochhäusler entwirft. Wenn Fabian seinen Informanten trifft, ist der Zuschauer nur aus der Distanz eines Kamerasuchers dabei. Wer beobachtet eigentlich wen? Kommt der Informant aus eigenen Stücken oder ist er von Wirtschaft oder Politik instrumentalisiert?

Die Lügen der Sieger  – Die Kritik

Denn Fabians Recherche fällt genau in die Zeit, in der ein Gesetz zum Umgang mit Chemikalien und Giftmüll den Bundestag passieren soll. Unternehmen versuchen Einfluss auf die Politik zu nehmen, ebenso auf die Medien. Dabei scheinen die Lobbyisten allen, insbesondere aber den beiden Journalisten, immer einen Schritt voraus.

Hochhäusler beherrscht die subtile Spannung, oder vielmehr latente Beklommenheit, die er in stilvollen Bildern inszeniert. Wie in Watte gehüllt, von der Masse unberührt, scheinen die Protagonisten in einer Welt zu wandeln, von der jeder weiß, aber die nur die wenigsten kennen. So war es in “Falscher Bekenner” (2005), in dem ein Jugendlicher sich völlig aus der Realität entfremdet, oder in “Unter dir die Stadt” (2010), in dem es um die Machenschaften der Investmentbanker geht, die in einer Parallelwelt zu agieren scheinen und doch auf die komplette Gesellschaft ausstrahlen.

Zusammen mit seinem Co-Autor Ulrich Peltzer schafft Hochhäusler einen etwas aus der Mode gekommenen Politthriller, der seine Spannung aus ästhetischen Bildern, geschickten Kameraeinstellungen (Reinhold Vorschneider) und ebensolchen Schnitten (Stefan Stabenow) schöpft. Es ist kein Film eines paranoiden Verschwörungstheoretikers, eine Abrechnung mit Politik oder den vermeintlich neutralen Medien, sondern eine subjektive Bestandsaufnahme einer Gesellschaft, die von einem undurchschaubaren Geflecht regiert wird. Da ist Klischee vielleicht mehr Realität, als man glauben will.

(APA)

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