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Die Lobau trocknet aus

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Ökologen schlagen Alarm - der extreme Sommer 2003 habe die Situation verschlimmert - immer mehr Sediment lagern sich in den Altarmen ab.

Wissenschafter des Instituts für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien schlagen Alarm: Die Untere Lobau – Biosphärenreservat der UNESCO, Ramsar Schutzgebiet und Teil des Nationalparks Donauauen – droht zu vertrocknen. Der extreme Sommer 2003 habe die Situation noch weiter verschlimmert, Sumpfschildkröten mussten bereits teilweise umgesiedelt werden, erklärte der Gewässerökologe Thomas Hein gegenüber der APA.

Begonnen hat die Misere bereits 1875 mit der Donauregulierung. Seit damals ist das Au-Gebiet im Osten der Bundeshauptstadt vom Hauptstrom abgeschnitten. Das habe nun mehrere negative Effekte, erklärte Hein. Da die Altarme nicht mehr von Hochwässern durchgespült werden, werden sie durch die natürliche sogenannte Sedimentbildung immer flacher. Die Wissenschafter schätzen, dass seit der Donauregulierung durchschnittlich rund 50 Zentimeter an Sediment angefallen sind – und das bei einer durchschnittlichen Tiefe der Altarme von nur einem bis zwei Metern.

Hochwasser spülen Sedimente nicht aus

Dazu kommt, dass das Gebiet doch immer wieder überschwemmt wird, allerdings dringen die Wassermassen von stromabwärts und mit vergleichsweise niedriger Geschwindigkeit ein. Diese rückströmenden Hochwässer laden noch mehr Sediment in den Altarmen ab. Im natürlichen Zustand würde das Hochwasser von stromaufwärts mit hoher Geschwindigkeit durch die Au strömen und dadurch die Sedimente wieder ausspülen. Zusätzlich verschärft wird die Situation durch die Eintiefung der Donau – bisher rund 50 Zentimeter – und den dadurch absinkenden Grundwasserspiegel.

Die Experten gehen davon aus, dass seit 1875 rund 60 Prozent der Wasserfläche der Lobau verschwunden sind. Die heiße und trockene Witterung der vergangenen Jahre hat die Situation nun weiter angeheizt. Teilweise mussten vor dem vergangenen Winter die Sumpfschildkröten aus den flachen Lacken umgesiedelt werden, da diese komplett durchzufrieren drohten. Damit hätten die Tiere den Winter nicht überlebt.

Wasser aus der Neuen Donau

Dabei gäbe es bereits fertige Konzepte und Pläne, wie die Untere Lobau naturnahe bewässert werden könnte. So soll über die Neue Donau permanent Wasser eingebracht werden, und eine regulierbare Öffnung der Dämme zur Donau hin könnte endlich wieder die dringend nötige Durchströmung bei Hochwasser gewährleisten. Diese Öffnung wäre auch ein Beitrag zum Hochwasserschutz mit vergleichsweise geringem Aufwand. „Anstatt weitere Dämme zu errichten, würde man dem Fluss, dort wo Platz ist, Raum zum Ausbreiten zur Verfügung stellen“, so Hein. Und wenn das Wasser nach der Seite ausweichen kann, steigt es weniger in die Höhe.

Redaktion: Bernhard Degen

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