Das Stück, das Film-, Theater- und Traumwelten miteinander vermischt und von einer Reise des Wiener Vorstadtkino-Besitzers Josef Ritter nach Cannes erzählt, wo er abenteuerliche Finanzierungsverhandlungen für ein internationales Filmprojekt von Klaus Kinski zu führen hat, wurde mittlerweile in zehn Sprachen übersetzt.
Regisseur Peter Patzak, der auch selbst die Bühne gestaltete, setzt stark auf Film-Atmosphäre und schafft im Hintergrund durch eine raffinierte Abfolge von Schwarz-Weiß-Filmen und Foto- und Filmplakat-Überblendungen nicht nur ein wunderbares Ambiente, sondern definiert damit auch die Räume. In der Schauspielarbeit setzt er jedoch allzu sehr auf Slow Motion. Wolfgang Böck, der seinen versoffenen “Jonny Ritter” ohnedies als fast sprachlos gewordenes Wrack anlegt, steht auf der Tempo-Dauerbremse, sodass es auf der Bühne häufig mehr Standbild als Handlung zu sehen gibt, wenn nicht gerade Gerti Drassl als Schauspielerin auf Jobsuche oder Sami Loris in einer seiner vielen Nebenrollen für Bewegung sorgen.
Das Publikum reagierte unterschiedlich. Mancher hustete wiederholt, andere machten ein Nickerchen und SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas nutzte die Zeit für ausgiebige Mobilkommunikation. Die aktuelle, politische Relevanz dessen, was auf der Bühne passierte, blieb tatsächlich überschaubar, und auch der Zauber des “Phantastischen Realismus”, den Peter Turrini in seinem Entwurf eines Fluchtortes zwischen Welt, Traum und Celluloid beschwört, wollte sich nur gelegentlich einstellen. Die berühmte “Casablanca”-Szene bestach jedoch auch zwischen Wolfgang Böck und Gerti Drassl. Am Tarzanschrei sollte Jonny Ritter allerdings noch etwas üben.
“Die Liebe in Madagaskar” von Peter Turrini, UA der Neufassung
Regie und Bühne: Peter Patzak.
Mit Gerti Drassl, Wolfgang Böck und Sami Loris, Stadttheater Walfischgasse,
Nächste Vorstellungen am 17., 21., 22., 27., 28.1., 20 Uhr, Karten: 01 / 512 42 00, http://www.stadttheater.org