"Die Leute haben eine Freude": Annemarie (83) aus Koblach zeigt ihre lebensgroße Krippe

Direkt an der Straße von Mäder nach Koblach steht in einem Stadel eine besonders beeindruckende Weihnachtskrippe. Während viele Vorarlberger in der Weihnachtszeit auf beleuchtete Häuser nach amerikanischem Vorbild setzen, hat Annemarie Bolter (83) lebensgroße Krippenfiguren sowie Schafe, Ochs und Esel aufgestellt. VOL.AT hat sie besucht.

Erste Krippenfiguren aus Watte und Draht
"15 Jahre habe ich sie schon", erklärt Annemarie über ihre Krippe. Doch wie kam es dazu? Wie sie im VOL.AT-Gespräch erzählt, war sie damals in der Feldkircher Letze bei einem Kollegen ihres Bruders eingeladen. Dort wurde ihr eine ähnliche Krippe gezeigt. "Wunderbar, habe ich gesagt. Das wollte ich auch", erinnert sie sich. Zuhause machte sie sich direkt ans Werk: "Dann habe ich zuerst die Krippenfiguren selbst gebastelt. Aus Watte und Draht."
Anfangs gab es auf ihrem Grundstück nur Maria und Josef, später kamen Schafe dazu. Von einer Nachbarin bekam sie den Stoff dafür und Lammfell-Bettvorleger. "Die hatten keine Füße, sie sind nur gelegen", erinnert sie sich lachend. "Dann habe ich das einfach gemacht, und alle hatten eine Freude."

Video: Annemarie und ihre lebensgroße Krippe

Maria und Hirte tragen Kleidung der Eltern
Der Anlass für die große Krippe war Annemaries 25. Jubiläum in ihrem Haus in Koblach: "Heuer bin ich jetzt 40 Jahre im Haus. 1984 bin ich eingezogen, zu Weihnachten hin. Da habe ich gesagt: Ich brauche nur eine Krippe."
Bereits vor einigen Jahren wurden die ursprünglichen Krippenfiguren durch stabilere Schaufensterpuppen ersetzt, die Annemarie vom Mann ihrer Nichte erhielt. Haare und Bärte strickte sie aus flauschigem braunen Garn. Auch zusätzliche Tiere, die ihr Bruder Benedikt im Internet bestellte, sind seither eingezogen. "Heuer habe ich gedacht: So, und jetzt will ich die Krippe vollständig machen. Ich habe noch einen Esel dazugekauft und einen Ochsen", erzählt sie.

Die Krippenfiguren haben zudem neue Kleidung bekommen: Eine Bekannte schenkte Annemarie Stoffe für Marias Kleid. "Der Hirte hat noch von meinem Vater die Lodenhose und die Hosenträger. Von meiner Mutter habe ich Maria ein Nachthemd drunter angezogen", verrät sie. Auch auf die Details achtet sie besonders: Josef hat einen Stift und einen Meterstab in der Tasche. "Weil er Zimmermann war", erklärt Annemarie abseits der Kamera.

"Die Leute haben einfach auch eine Freude"
Die außergewöhnliche Krippe kommt gut an: "Die Leute haben einfach eine Freude, wenn die Krippe dasteht", meint Annemarie. Viele würden sie sicher vermissen. Besonders in der Weihnachtszeit kommen zahlreiche Eltern mit ihren Kindern vorbei. Jedes Jahr werde sie gefragt, ob sie die Krippe wieder aufstelle, erzählt die Koblacherin.
Die Weihnachtsdekoration soll es noch lange geben: "Solange ich es machen kann und Norbert – mein Bruder – mir beim Aufstellen hilft", sagt sie. Rund drei Stunden dauert es, bis die Figuren in der Krippe stehen, eingekleidet und fixiert sind.

Das Basteln und Dekorieren ist für Annemarie eine Herzensangelegenheit: "Ich bastle überhaupt gerne", erzählt sie. Zehneinhalb Jahre lang arbeitete sie in einem Kindergarten. "Das war meine schönste Zeit – mit den Kindern, einfach basteln und alles für Weihnachten vorbereiten. Das war das schönste Geschenk", schildert die 83-Jährige. "Das sind eh meine Kinder gewesen, weil ich alleine bin und nicht verheiratet." Die Adventszeit sei für sie die schönste Zeit des Jahres, betont sie.

Das Jesuskind zieht an Weihnachten ein
Die Krippe wird meist am zweiten Adventssonntag aufgestellt – je nach Wetterlage – und bleibt bis Dreikönig stehen. An Weihnachten zieht dann das Jesuskind ein. "Man soll einfach auch warten können", meint Annemarie dazu. "Jede Mama muss warten, bis das Kind da ist, und so war es auch bei Maria: Sie musste warten, hatte keine Herberge und brachte ihr Kind schließlich in einem Stall zur Welt." Anders als Maria und Josef, die erst auf Herbergsuche waren, könne man sich heute glücklich schätzen, in einem Haus oder Spital zur Welt zu kommen.
Wer die lebensgroße Krippe von Annemarie Bolter bestaunen möchte, kann dies gerne tun: Sie befindet sich an der Durchzugsstraße von Mäder nach Koblach, direkt in der Kurve bei der Abzweigung in die Schweiz.
(VOL.AT)