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Die letzten Minuten des George Floyd im Protokoll

Die Beamten führen Floyd in Handschellen an eine Hauswand.
Die Beamten führen Floyd in Handschellen an eine Hauswand. ©Youtube
Wie lief der Polizeieinsatz ab, bei dem der 46-jährige Afroamerikaner am 25. Mai in den USA sein Leben verlor? Die letzten Minuten von George Floyd im Protokoll.
Proteste in den USA
Wilde Proteste in den USA

Minneapolis/New York. Der Afroamerikaner Floyd starb am 25. Mai, nachdem ein weißer Polizist sein Knie minutenlang auf dessen Hals gedrückt hatte. Der nun festgenommene Beamte ist auf einem Handy-Video zu sehen, wie er mehr als fünf Minuten lang auf Floyds Genick kniete, obwohl dieser stöhnte: "Ich kann nicht atmen." Schließlich blieb Floyd reglos liegen und wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er wenig später für tot erklärt wurde. Die "New York Times" hat den Ablauf des Polizeieinsatzes nun genau rekonstruiert.

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Das Video zeigt, dass Goerge Floyd, um 19:57 Uhr am Lenkrad eines Mercedes SUV sitzt. Zwei weitere Personen befinden sich darin. Zwei Angestellte des gegenüberliegenden Supermarkts kommen auf den Wagen zu und werfen Floyd vor, Zigaretten mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben. Sie wollen die Zigaretten wieder zurück, doch Floyd gibt sie ihnen nicht. Sie gehen wieder zurück in den Laden.

Angestellte des Supermarkts sprechen ihn an.
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Einige Minuten später, um 20:01 Uhr rufen sie die Polizei um Hilfe und sagen: "Wir sind hier in der 3759 Chicago Avenue. Jemand kam in unseren Laden und gab uns gefälschte Banknoten. Das merkten wir, bevor er den Laden verließ, also rannten wir raus (…). Er sitzt da draußen in seinem Wagen, ist schrecklich betrunken und hat sich nicht mehr unter Kontrolle."

Sieben Minuten später, um 20:08 Uhr kommt der erste Polizeiwagen zum Ort des Geschehens. Die Beamten Thomas Lane und J. Alexander Kueng gehen über die Straße zum blauen Mercedes und spreche Floyd an.

Um 20:09 Uhr zieht der Polizist Lane, der am Autofenster mit Floyd spricht seine Waffe. Warum es dazu kam, ist ungeklärt. Lane fordert Floyd auf, die Hände ans Lenkrad zu legen. Dann steckt der Beamte die Waffe wieder ins Holster, das Gespräch dauert an.

Etwa 90 Sekunden später zeigen Bilder aus der Dashcam eines hinter Floyds Wagen geparkten Autos, dass Lane den Verdächtigen Floyd aus dem Fahrzeug zieht. Sein Kollege Kueng kommt zur Hilfe und legt George Floyd Handschellen an.

Um 20:12 Uhr zeigen Überwachsungskamers eines Restaurants, dass die Polizisten Floyd zu einer Hauswand führen.

Die Beamten führen Floyd in Handschellen an eine Hauswand.
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Zwei Minuten später bringen sie Floyd in Handschellen auf die andere Straßenseite. Das Video zeigt, dass Floyd beim Polizeiwagen zu Boden fällt. Ein anderer Polizeiwagen wird umgeparkt und so hingestellt, dass man über die Überwachungskamera des Restaurants nichts mehr erkennen kann.

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Um 20:17 Uhr trifft ein dritter Polizeiwagen ein. In diesem sitzen Derek Chauvin und Tou Thao, gegen beide liegen bereits mehrere Beschwerden vor. Derek Chauvin ist der Mann, der wenige Minuten später sein Knie minutenlang auf Floyd Genick drücken wird.

Wie die New York Times berichtet, sagte Floyd er haben Platzangst und könne deshalb nicht in den Polizeiwagen steigen. Wenige Augenblicke später liegt Floyd mit dem Kopf nach unten auf der Straße. Jetzt fangen zwei Zeugen beinahe zeitgleich an mitzufilmen. Das Video von Darnella Frazier (17) wird später um die Welt gehen.

Um 20:20 Uhr hört man zum ersten Mal die Stimme von George Floyd in den Aufzeichnungen. Er sagt: "Ich kann nicht atmen, Mann! Bitte!" "Was willst du?", fragt einer der Beamten. "Ich kann nicht atmen, bitte, das Knie in meinem Nacken... Ich kann nicht atmen", sagt Floyd wiederholt. Unter Schmerzen schreit er zweimal: "Mama!"

Chauvin drückt sein Knie auf den Hals des Verdächtigen.
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Um 20:25 Uhr: Die Augen des Schwarzen sind geschlossen. Der 46-Jährige hat offenbar das Bewusstsein verloren. Er ist nicht ansprechbar. Mehrere Passanten fordern die Polizisten auf, endlich von dem Mann abzulassen. Zu keinem Zeitpunkt nimmt Polizist Chauvin sein Knie vom Hals des 46-Jährigen.

Immer mehr Passanten treffen ein. Um 20:27 Uhr schreien einige: "Schauen Sie, ob er noch Puls hat!" Ein Rettungswagen trifft ein und ein Sanitäter prüft den Puls von Floyd. Derek Chauvin drückt sein Knie noch immer auf Flodys Hals. Erst als der Sanitäter ihn bittet aufzuhören, gibt er nach.

20:33 Uhr: Die Rettungskräfte kämpfen sie einigen Minuten um das Leben des Schwarzen. Via Funk heißt es: "Der Patient hat einen vollständigen Herzstillstand erlitten."

Um 21:25 Uhr wird George Floyd in einem Krankenhaus für tot erklärt.

(Red.)

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