Am 2. Juli 2025 startet die UEFA Women’s EURO 2025. Mit dabei ist die österreichische FIFA-Schiedsrichterassistentin Amina Gutschi, auf die damit ihr bislang größtes Karrierehighlight wartet. Die Vorarlbergerin spricht im Vorfeld über ihren Weg zur Europameisterschaft als zweifache Mutter, den Ablauf eines Großereignisses und ihre persönlichen Ziele.
Amina, wie würdest du dein sportliches Jahr 2025 bislang zusammenfassen?
Gutschi: Das Jahr hat sehr gut begonnen. Ich hatte viele gute Einsätze, durfte mein internationales Pflichtspieldebüt bei den Herren feiern und hatte einen weiteren Viertelfinaleinsatz in der UEFA Women’s Champions League. Schlussendlich wurden die Leistungen mit der Nominierung zur UEFA Women’s EURO 2025 gekrönt.
Was war dein erster Gedanke, als du erfahren hast, dass du im EM-Kader bist?
Ich habe die letzten eineinhalb Jahre sehr hart dafür gearbeitet und versucht, immer mein Bestes zu geben und gute Leistungen abzuliefern – egal ob im fitnesstechnischen Bereich oder in den Spielen selbst. Daher war ich sehr erleichtert, dankbar und stolz, denn die Investitionen haben sich gelohnt.
Seit deiner ersten FIFA-Nominierung im Jahr 2020 hast du am Weg zur Europameisterschaft viele internationale Meilensteine erreicht, durftest zwei Kinder zur Welt bringen und bist nach nur acht Monaten in die Bundesliga aufgestiegen. Wie würdest du deinen Weg beschreiben?
Auch das war ein harter Kampf. Ich musste in sportlicher Hinsicht viele Rückschläge hinnehmen. Nie war klar, ob ich es tatsächlich schaffe, alles unter einen Hut zu bekommen. Es war immer mein Wunsch, eine Familie und Kinder zu haben, aber auch die Schiedsrichtertätigkeit auf möglichst hohem Niveau auszuüben. Dafür habe ich alles gegeben und mich trotz aller Unsicherheiten immer zurückgekämpft. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich damit ein Vorbild für andere sein möchte. Man muss für sich selbst wissen, ob man das so machen möchte und überhaupt so hinbekommt, weil das schon sehr, sehr viel Management erfordert. Vor allem meine Familie muss sehr viel zurückstecken, daher bin ich sehr dankbar, dass sie mir das so ermöglicht.
Dadurch bekommt die Teilnahme an der EURO auch einen anderen Stellenwert.
Genau, ich finde schon, dass es einfacher ist, wenn du dich neben dem Job zu 100 Prozent auf die Tätigkeit im Schiedsrichterwesen konzentrieren kannst. Die Tatsache, dass ich während der sechs Jahre als FIFA-Schiedsrichterassistentin auch meine beiden Söhne zur Welt gebracht habe, macht die EM-Teilnahme für mich persönlich noch bemerkenswerter.
Apropos Familie. Die Europameisterschaft findet quasi vor deiner Haustüre statt. Nur rund 45 Kilometer trennen deinen Wohnort vom nächstgelegenen EM-Stadion in St. Gallen. Hat das Turnier dadurch für dich eine besondere Bedeutung?
Definitiv, das ist etwas Besonderes. Es ist immer schön, wenn man ein neues Land bereisen kann, aber in diesem Fall freut es mich sehr, dass die Europameisterschaft quasi zuhause stattfindet. Damit wäre es aufgrund der kurzen Anreise vielleicht auch möglich, dass meine Familie oder Freunde ein Spiel anschauen kommen.
Welche Erwartungen hast du sportlich gesehen und an dich selbst?
Ich erwarte, dass es emotional wie körperlich eine sehr intensive Zeit wird, auf die ich mich so gut wie möglich vorbereite. Aufgrund bisheriger Turnierteilnahmen weiß ich ungefähr, wie diese ablaufen. Wenn es sehr gut läuft, können diese sehr lange gehen. Da gilt es, bis zum Schluss in der Lage zu sein, bestmögliche Leistungen in jeder Hinsicht abrufen zu können.
Du hast deine bisherigen Turniererfahrungen angesprochen. Wie kann man sich den Ablauf eines Großereignisses vorstellen?
Wir kommen ungefähr eine Woche vor Turnierbeginn im gemeinsamen Camp an – ähnlich wie bei den Nationalteams. Anschließend erfolgen intensive Schulungen. Ebenso wird nochmals die körperliche Fitness überprüft und mithilfe von Trainingseinheiten gehalten. Zwei Tage vor den Spielen werden die Schiedsrichterteams bekanntgegeben. Im Moment ist noch nicht klar, in welchen Konstellationen wir amtieren werden. Vom Camp aus fahren wir jeweils zu den Spielen. Je nachdem, wie weit der Spielort entfernt ist, kann es auch sein, dass wir am Vortag anreisen, ein gemeinsames Training vor Ort haben und dort übernachten.
Damit gibt es auch eine Parallele zu internationalen Einsätzen, wo du einen Tag vor dem Spiel anreist und am Tag danach wieder heimfliegst.
Genau, ja.
Wie sehen deine persönlichen Ziele für die UEFA Women’s EURO 2025?
Am wichtigsten ist mir, dass ich individuell jene Leistung abrufen kann, die ich draufhabe. Ich möchte versuchen, in jeder Hinsicht mein Bestes zu geben und damit so weit wie möglich zu kommen. Ebenso möchte ich versuchen, diese besondere Zeit bestmöglich zu genießen und an allem Spaß zu haben.(ÖFB)