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Die Insel der Vulkane

©Baumgartner
Island hat 31 feuerspuckende Berge – aber es ist auch sonst ein ganz besonderes Reiseziel.
Bilder

Der Ausbruch des Vulkans unter dem Eyjafjalla- Gletscher (großes Bild) hat Island und in fast ganz Europa den Flugverkehr beeinträchtigt. Auf der Insel, etwas größer als Österreich, befinden sich nicht nur 31 (!) aktive Vulkane, sie ist auch durch Vulkanismus mitten im Nordatlantik entstanden. Wenn die Vulkane nicht gerade ausbrechen, ist Island ein außergewöhnliches Reiseziel – eine Insel aus Feuer und Eis.

Die Rettungsschwimmerin
Ella Haldorsdottir ist ein „lifeguard“, eine Rettungsschwimmerin, in Snowboots und Anorak, eine graue Wollmütze über den Ohren und mit Fäustlingen. In diesem ungewöhnlichen Outfit steht sie am Rand der Lagune und passt auf, dass niemand ertrinkt. Was anderswo auffällig wäre, ist in Island normal. Schließlich ist es in „Iceland“ auch im Sommer eher kühl, die Hot Pots, die Thermalbäder, aber auch im Frühling und Winter angenehm warm. Wasser ist Islands beherrschendes Element. Das kochend heiße Wasser der unzähligen Quellen, das gefrorene Wasser von Europas größtem Gletscher, dem Vatnajökull, die donnernden Wasser der imposanten Wasserfälle Gulfoss, Skogafoss und Dettifoss, natürlich die aufbrausenden Wasser der Geysire und letztlich der unvermeidliche Regen, der manchen Islandurlaub etwas verwässert. Dunkle graue Regenwolken sind deshalb auch unser erster Eindruck, als wir am Flughafen Keflavik landen.

Die Nationalstraße 1
Rejkjavik, die Inselhauptstadt, lassen wir vorerst links liegen und beginnen unsere Fahrt auf der Nationalstraße 1 rund um die Insel. Nach etwa 100 Kilometern zweigen wir bei Selfoss nach Laugarvatn ab. Der Laugarvatn, der Warme-Quellen-See, ist mit angenehmen 20 Grad Islands wärmster See. Ein kleines natürliches Schwefeldampfbad mit Sandstrand ist die örtliche Touristenattraktion. Die heißen Quellen sind Islands Bodenschätze: 85 Prozent aller Häuser und Fabriken werden mit geothermaler Energie beheizt.

Der Laugarvatn ist ein guter Ausgangspunkt zu Islands größtem Naturwunder, dem bis zu 20 Meter hoch Wasser speienden Geysir Strokkur. Im Gegensatz zum Großen Geysir, der nur noch sehr unregelmäßig ausbricht, ist das „Butterfass“ verlässlich und absolut pünktlich. Alle fünf bis sieben Minuten schießt eine gewaltige Wasserfontäne empor.

Der südlichste Punkt der Insel
Vom Strokkur sind es nur wenige Kilometer zum Gulfoss, dem goldenen Wasserfall. Über zwei Stufen donnern die Wassermassen der Hvita vom Gletscher Langjoküll 32 Meter in die Tiefe. Der Katarakt ist – wie ganz Island – auch im Winter sehr reizvoll, wenn seine Gischt zu monumentalen Eisgebilden gefriert. Die isländischen Sommer sind mit durchschnittlich zehn Grad zwar etwas unterkühlt, die Winter aber dank des Golfstroms zumindest an der Südküste mit einem Grad nicht wirklich kalt. Nordlichter verkürzen die langen Winternächte, schließlich liegt Island direkt am Polarkreis.
Über Skogafoss, einen weiteren eindrucksvollen Wasserfall, erreichen wir Vik, den südlichsten Punkt der Insel. Hier können wir auch wieder einmal tanken. Denn Vorsicht: Island ist etwas größer als Österreich, hat aber nur 265.000 Einwohner – und von denen siedelt mehr als die Hälfte im Großraum Reykjavik. Tankstellen sind deshalb rar, ebenso wie (teure) Gästehäuser. Vor allem im kurzen Sommer ist man gut beraten, das Quartier vorher zu buchen. Auch die Vorsorge mit Proviant ist eine gute Idee. Wieder zurück in der Hauptstadt besuchen wir Pingvellier, das historische Zentrum und Symbol der isländischen Geschichte. Hier trafen sich im Jahr 930 norwegische Wikinger zur ersten gesetzgebenden Versammlung, hier wurde 1944 auch die Republik ausgerufen.

Die „Blaue Lagune“
In Grindavik schließt unser kleiner Islandtrip bei einem Geothermalkraftwerk. Eine Szene wie aus einem Science- Fiction-Film: Inmitten tiefschwarzem Lavagestein, teilweise mit Moosflechten überzogen, liegt direkt neben dem futuristisch anmutenden Erdwärmekraftwerk die „Blaue Lagune“. Das Wasser ist milchig türkisblau und zwischen 27 und 40 Grad warm, je nachdem, wie nahe man an der Quelle badet, die Kraftwerk und Lagune aus 2000 Meter Tiefe mit 70 Grad heißem Wasser speist. Wir lassen uns durch das weiche mineralreiche Wasser treiben und machen es den Einheimischen nach. Sie reiben sich mit schwarzem Lavastaub ein, das soll gut für die Haut sein. Edna Halldorsdottir, die Rettungsschwimmerin, wird abgelöst. Nichts ist geschehen, sie hat niemand retten müssen. Und wir werden nie erfahren, ob sie unter ihrem Anorak einen Badeanzug trägt oder mit dem ganzen Gewand ins Wasser gesprungen wäre.

Tief verschuldet, aber auf dem Weg in die EU
Island ist die größte Vulkaninsel der Welt und befindet sich knapp südlich des nördlichen Polarkreises. Seit seinem Beitrittsgesuch am 17. Juli 2009 ist Island potenzieller Kandidat für eine EU-Mitgliedschaft. Der Kollaps ihrer größten Bank bescherte den Isländern eine tiefe Wirtschaftskrise: Die kleine Inselrepublik muss Milliardenschulden zurückzahlen.

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Prozent der Isländer sind Fischer, mehr als die Hälfte führen Dienstleistungen aus. Exportiert werden Fisch und Maschinen. Die Landwirtschaft besteht hauptsächlich aus der Haltung von Schafen, Islandpferden und Rindern. Mit rund 300.000 Einwohnern ist Island der am dünnsten besiedelte Staat Europas.

Der Golfstrom wärmt die Gletscherinsel
Aufgrund des warmen Golfstroms ist das Klima in Island milder als in anderen Regionen dieser Breitengrade. Die Winter sind vergleichsweise mild und die Sommer eher kühl. Die globale Erwärmung hat sich durch den Rückzug einzelner Gletscherzungen bemerkbar gemacht. Am wärmsten ist es in Island in der Zeit von Mitte Juni bis Ende August/Mitte September.

Ein Naturschauspiel aus Dampf und Schwefel
Man sollte sich am Strokkur unbedingt Zeit nehmen, um alle Phasen der Eruption zu erleben. Lange Minuten brodelt und zischt es nur. Kleine weiße Dampfwolken wabern, leichter Schwefelgeruch zieht umher. Dann, Sekunden vor dem Ausbruch, bildet sich über dem etwa zwei Meter großen kreisrunden Schacht eine Wasserglocke, die in allen Farben schillert, von türkisblau bis leuchtend rot. Und plötzlich schießt eine Wasserfontäne, eine Gischt aus Wasser und Dampf, 20 bis 25 Meter in die Höhe. Wer jetzt auf der falschen (Wind-)Seite steht, nimmt ein heißes Dampfbad. Ein, oft zwei kleine Nachbeben folgen, dann ist wieder Ruhe. Bis sich nur Minuten später wieder die Wasserglocke füllt. Ein Naturschauspiel, dem man stundenlang zusehen kann.

Papageientaucher brüten in Vik
In Vik brüten im Juli und August Hunderte der ulkigen Papageientaucher in den Nischen der schwarzen Basaltfelsen. Mit ihrem schwarzweißen Gefieder ähneln sie winzigen Pinguinen.

Amerika liegt zehn Meter höher
In der Almannagja, der Allmännerschlucht, treffen zwei Dehnungsspalten der Erdkruste aufeinander. Man sieht es ganz deutlich, Amerika liegt zehn Meter höher als Europa.

Reiseinfos

Anreise: Vom Bodensee-Airport Friedrichshafen wird im Winter einmal pro Woche, in der Sommersaison zweimal pro Woche per Direktflug die nördlichste Hauptstadt Europas angeflogen. Infos unter www.icelandexpress.de.
Tipps: Alkoholische Getränke mit einem Gehalt von mehr als 2,25% Vol. gibt es nur in staatlichen Monopolläden. Seit 2007 ist das Rauchen in Restaurants, Cafés und öffentlichen Gebäuden verboten.
Zeitliche Differenz: Amtliche Zeit ist UTC, also Greenwich-Zeit, obwohl es geographisch gesehen UTC−2 beziehungsweise UTC−1 Stunde sein müsste.
Währung: 100 Isländische Kronen (ISK) haben den Gegenwert von 0,58183 Euro.
Weitere Infos: Visit Iceland, Rauchstr. 1, D-10787 Berlin, Tel. +49 3050504200, www.visiticeland.com.

VN-p.Baumgartner

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