Die Hofburg tanzt - mit Valie Export
In ihrer laufenden Abschieds-Saison hatte sich die Intendantin des Tanzquartier Wien (TQW), Sigrid Gareis, vorgenommen, “noch einmal alle bekannten Formate, Programmmuster und -strukturen durcheinander zuschütteln, zu hinterfragen und auf den Prüfstand zu stellen”. “Bisher sind dabei unsere Erwartungen weit übertroffen worden. Wir haben uns unsere Lieblingsthemen ausgesucht und auch schon fünf Inseln gesichtet”, erzählte Gareis bei der heutige Halbzeit-Pressekonferenz der “Open Up Saison 2008/09”, “heute wollen wir fünf weitere Inseln vorstellen”.
Die kommenden Themen-Inseln wurden “Island: From a Piece…” (9.-21.2.), “Gravity” (17.-28.3.), “Musen.Meister.Monster” (17.-30.4.), und “Instruktionen verraten” (25.5.-6.6.) genannt, ehe es von 22.-27.6. zum Farewell für die scheidende Intendantin und der Präsentation eines von Gareis und Krassimira Kruschkova herausgegebenen Buches über die Zukunft von Tanz und Performance kommt. Nimmt man dessen Titel, lässt sich eines jetzt schon sagen: “The future will be confusing”.
Die Vergangenheit habe dagegen gezeigt, dass die Gründungsintendantin des TQW gute Arbeit geleistet habe, sagte der französische Choreograph Boris Charmatz: “Das Tanzquartier Wien ist ein einzigartiger Platz in Europa geworden, an dem es Aufführungen und Forschung, Gespräche, Theorie und Training gleichermaßen gibt.” Charmatz hat die sechste Programm-Insel der Saison programmiert, die ausgehend von der Arbeit des Dichters, Choreographen und Butoh-Erfinders Tatsumi Hijikata und der zentralen Arbeit “La danseuse malade” von Charmatz und der Schauspielerin Jeanne Balibar Japan-Klischees hinterfragt. In diesem Rahmen gastiert auch heute und morgen traditionelles No-Theater als Auftakt zum Japan-Österreich-Jahr im Tanzquartier.
Insel Nr. 7 (“Gravity”) stellt in sechs performativen Skizzen, Kurzvorträgen und visuellen Beiträgen die Frage, wie sich der zeitgenössische Tanz im Kräftefeld von Kunst und Gesellschaft bewegt. “Musen, Meister und Monster” stellt dann die Tänzer selbst und ihr Training in den Mittelpunkt. “Das, was normalerweise hinter verschlossenen Studiotüren geschieht, soll in diesen zwei Wochen in den Vordergrund treten und sichtbar werden”, heißt es in den Presseunterlagen. Mit “Instruktionen verraten” steht dann die Forschung im Zentrum sowie die Frage, wie Handlungsanweisungen und Choreographien notiert, weitergegeben und vermittelt werden können.
Zwischen diesen Inseln gibt es von Alain Platel und seinen Ballets C. de la B. (“Pitie!” am 6. und 7.3.) über Milli Bitterli (“Can you feel my hard beat”, 8.-10.4.) bis zu Lux Flux (“Filzen” am 15. und 16.5.) Gastspiele und Uraufführungen. Für das zum vierten Mal durchgeführte Nachwuchsprojekt “Stückwerk” (18.-20.6.) seien 33 Produktionen eingereicht worden, von denen jedoch nur fünf ausgewählt werden konnten, schilderte Gareis. Im Juni ist im Rahmen des Projekts “Die Hofburg tanzt” (Arbeitstitel) eine Bespielung von Zimmerfluchten in der Präsidentschaftskanzlei durch einen “Tanz- und Performanceparcours” geplant.
Im Rahmen der Einbeziehung von Künstlerinnen und Künstlern in den öffentlichen Auftritt des TQW wird VALIE EXPORT (sie ist auch Präsidentin des Freundesvereins des Tanzquartiers) im März und April eine Skulpturenedition “Scherentänzerinnen”gestalten. Nach dem Motto “Jede Bewegung ist wie ein Schnitt im Raum” werden dabei jeweils zwei Metallscheren miteinander verschweißt. Fünf unterschiedliche Scherenskulpturen werden in limitierter Auflage produziert und können im Tanzquartier (u.a. im Rahmen einer Charity-Veranstaltung am 31.3.) gekauft werden. Der Erlös kommt einem Nachwuchsprojekt zu Gute. Außerdem wird eine Skulptur im Rahmen eines Gewinnspiels unter den TQW-Besuchern verlost. Eine Schere, die einen Filmstreifen durchschneidet, dient auch als Plakatmotiv. Ab Saisonbeginn 2009/10 wird Walter Heun auf Gareis folgen.
