„Die Hilfsbereitschaft ist enorm“

Dornbirn. Stapelweise Pakete, Säcke und Tragetaschen wechseln die Straßenseite beim Dornbirner Kolpinghaus zum provisorisch eingerichteten Lager im Gasthaus Helvetia. Babywindeln, Kleidung, Hygieneartikel, Lebensmittel, warme Decken, aber auch Medikamente sind darin verstaut. Roman Zöhrer ist überwältigt von der enormen Spendenbereitschaft. Seit Stunden ist er mit einem Team von Freiwilligen der Offenen Jugendarbeit Dornbirn und Lustenau im Einsatz. Aber auch Frauen, die aus der Ukraine stammen und schon lange in Dornbirn leben, helfen seit den frühen Morgenstunden mit. Unter ihnen ist Iryna Gisinger, die mit dem Sortieren der Hilfsgüter beschäftigt ist. Obwohl sie sehr müde wirkt, lächelt sie. Seit 20 Jahren lebt sie hier. Der Ausbruch des Krieges in ihrer ursprünglichen Heimat macht sie sehr betroffen. Doch sie ist froh, wenn sie helfen kann, sie nimmt die Arbeit gerne auf sich. Auf diese Weise könne sie sich ablenken, komme hinaus und höre keine beunruhigenden Nachrichten. Ebenso groß ist die Solidarität von Frauen, die aus Russland und Weißrussland stammen und, wie Iryna, hier leben. „Wir stehen zusammen, das ist uns wichtig, wir wollen keine Grenzen ziehen zwischen Ländern und notleidenden Menschen“, bekunden sie ihr Engagement.
Spontane Hilfe
Bereits am späteren Nachmittag ist der Reisebus von Bitschi bis „unters Dach“ voll beladen. Bettina Bitschi, die Chefin des Bludenzer Reiseunternehmens, hat spontan ihre Hilfe zugesagt. Den Bus hat sie frühmorgens mit Diesel vollgetankt, fährt nach Dornbirn, hilft beim Einladen, anschließend geht die Fahrt direkt nach Linz zum Verteilerlager. „Da ist Dankbarkeit nicht nur ein Wort“, zeigt sich Roman Zöhrer berührt. Berührt habe ihn auch die spontane Hilfe junger Unternehmer aus ganz Vorarlberg, darunter Ärzte und Rechtsanwälte, die ihren Skiurlaub zurückgestellt, und sich in den Einsatz der guten Sache gestellt haben, indem sie private Busse organisierten, die dringend benötigte Medikamente und Desinfektionsmittel in die Flüchtlingslager bringen. Ebenso haben sich Apotheken an der Hilfsaktion beteiligt. „Wir sind vernetzt mit internationalen Hilfsorganisationen wie Caritas und Rotes Kreuz. Die Busse fahren bis Linz zum Verteilerlager, von dort geht es mit dem Zug weiter.“ Man komme nicht so einfach über die polnisch/ukrainische Grenze. Es gebe rückwärts kilometerlange Staus. Da sei es einfacher, die Hilfsgüter mit dem Zug zu transportieren, erklärt Zöhrer die Lage.
Das Highlight des Tages war die spontane Zusage eines Mitarbeiters der Firma Blum, der mit einer Ungarin verheiratet ist und Kontakte zur Ukraine pflegt. Er habe sich mit dem Bürgermeister in Verbindung gesetzt, will auch selbst an die Grenze fahren und Wolldecken und Schlafsäcke übergeben. Die Liste der Hilfsbereitschaft ließe sich fortsetzen, meint Zöhrer und deutet abschließend auf die aufgestellte Spendenbox. „Mit Sachspenden sind wir nun gut eingedeckt. Über jede finanzielle Zuwendung sind wir aber überaus dankbar.“ EH
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