AA

Die Herausforderungen der Klimakrise für die NÖ Wasserwirtschaft

Die Bewässerung in der NÖ Landwirtschaft könnte künftig zur Herausforderung werden.
Die Bewässerung in der NÖ Landwirtschaft könnte künftig zur Herausforderung werden. ©APA/GEORG HOCHMUTH (Sujet)
In einem Bericht, der am Freitag veröffentlicht wurde, hat der Rechnungshof (RH) die Auswirkungen der Klimakrise auf die Wasserwirtschaft in Niederösterreich dargelegt.

Die Prüfer haben sich demnach mit bestehenden und absehbaren Auswirkungen sowie mit Maßnahmen gegen die Übernutzung von Grundwasser beschäftigt. Das für Wasserwirtschaft zuständige Landwirtschaftsministerium soll ein digitales Melderegister für tatsächliche Wasserentnahmen errichten, wird u.a. empfohlen.

RH zeigt die Herausforderungen der Klimakrise für NÖ Wasserwirtschaft auf

Landwirtschaftliche Betriebe nutzten vermehrt Grundwasser für die Bewässerung von Ackerflächen, wobei unklar sei, wie viel tatsächlich entnommen werde. Weil es bei Engpässen erforderlich sein könne, in bestehende Wasserrechte einzugreifen, müsste zunächst eine entsprechende Datengrundlage geschaffen werden, so der RH, der im Wesentlichen die Jahre 2018 bis 2022 geprüft hat. Daraus resultiert die Empfehlung an das Ministerium. "Und ein wasserwirtschaftliches Regionalprogramm (des Landes, Anm.) könnte verschiedene Nutzungsinteressen in Gebieten mit einer drohenden Übernutzung des Grundwassers regeln."

Bedarf an Wasser für die Landwirtschaft werde erheblich steigen

Der Bedarf an Wasser für die öffentliche Versorgung sowie für die Landwirtschaft werde erheblich steigen, hielt der RH fest. Niederösterreich habe einen hohen Anteil an der bundesweiten pflanzlichen Erzeugung. Von 4,022 Milliarden Euro Produktionswert, den die österreichischen landwirtschaftlichen Betriebe im Jahr 2021 erwirtschafteten, seien 1,755 Milliarden Euro oder 44 Prozent auf Betriebe im Bundesland entfallen. Niederösterreichs Ackerflächen zählten zu jenen mit den größten Ertragsmöglichkeiten. Zugleich gehörten Teile des Bundeslandes auch zu den trockensten Gebieten Österreichs.

Studien zur Wasserzukunft in Niederösterreich 2050

In ihrem Bericht verweisen die Prüfer auch auf die Studien Wasserzukunft Niederösterreich 2050 aus 2019 und Wasserschatz Österreichs aus 2021, die zu dem Schluss kämen, dass der Wasserbedarf bis 2050 steigt: Die niederösterreichische Erhebung sieht einen höheren Wert um 25 Prozent, wobei das verfügbare Grundwasser um drei Prozent sinken wird. Die bundesweite Studie prognostiziert für das Land im ungünstigen Klimaszenario eine Zunahme des Wasserbedarfs um 37 Prozent bei gleichzeitiger Verringerung des Grundwasserangebots um 14 Prozent. "Diese Prognose beruht auf Klimamodellrechnungen, die zur Zeit der Rechnungshof-Prüfung überarbeitet wurden. Die Entwicklung des Wasserangebots ist neu zu bewerten, sobald aktuellere Berechnungen vorliegen. Diese werden für 2026 erwartet", berichtet der RH.

Übernutzung des Grundwassers

Beide Studien würden Gebiete ausweisen, in denen es künftig zu einer Übernutzung des Grundwassers kommen kann. Vor allem im Nordosten Österreichs würden hohe Ausschöpfungsgrade vorausgesagt. Der Rechnungshof empfiehlt dem Land Niederösterreich, "wasserwirtschaftlich sensible Gebiete als Grundlage für die nachhaltige Erteilung von Nutzungsrechten zu definieren".

Landwirtschaft sei vermehrt auf Bewässerung angewiesen

Die Landwirtschaft sei vermehrt auf Bewässerung angewiesen, damit ein weiterer Anstieg der entsprechenden Flächen zu erwarten. "Pro Hektar und Jahr werden bis zu 2.000 Kubikmeter Wasser benötigt", schreibt der RH und kritisiert in diesem Zusammenhang "die lange Bewilligungsdauer für Wasserentnahmen von aktuell bis zu 25 Jahren".

Wasser für die öffentliche Versorgung umfangreich umverteilt

Innerhalb Niederösterreichs werde schon jetzt Wasser für die öffentliche Versorgung umfangreich umverteilt, führen die Prüfer weiter aus. Zudem werde in Wien und im Burgenland ebenfalls Wasser aus dem Nachbarbundesland genutzt. "Auch bei akutem Wassermangel wäre der überregionale und länderübergreifende Ausgleich der ungleich verteilten Ressource Wasser für die Trinkwasserversorgung als vorrangiges Ziel zu gewährleisten."

Land Niederösterreich fehle der Überblick

Als Basis für rechtliche Eingriffe fehle dem Land Niederösterreich ein Überblick über die bewilligten und tatsächlichen Wasserentnahmen, so die Prüfer. Das Wasserbuch als elektronische Datenbank aller Wasserrechtsbescheide sei unvollständig, teilweise fehlerhaft und nicht automatisiert auswertbar gewesen. Es sei demnach "zu vervollständigen und zu berichtigen sowie eine automatisierte Auswertungsmöglichkeit zu schaffen", empfiehlt der RH.

Wasser-Strategie in NÖ

Der Bericht "bestätigt in wesentlichen Punkten unsere Wasser-Strategie", lautete die Reaktion aus dem Landhaus in St. Pölten. Niederösterreich habe bereits 2019 als erstes Bundesland eine umfassende Studie zur Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel erstellt, die durch Planungen und konkrete bauliche Maßnahmen umgesetzt werde. "Der gesamte Wasserbedarf kann bei uns aktuell und auch in Zukunft aus Grund- und Quellwasser gedeckt werden. Die Trinkwasserversorgung in Niederösterreich ist gesichert, und mit Transportleitungen gleichen wir regionale Schwankungen aus", betonte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Das Land und die Landwirtschaftskammer hätten zudem schon 2020 das Kompetenzzentrum Bewässerung eingerichtet, in dem Experten aus Wasser- und Landwirtschaft gemeinsam innovative Methoden in diesem Bereich entwickeln und die Agrarwirtschaft beratend unterstützen würden. Dort werde auch ein wasserwirtschaftliches Regionalprogramm vorbereitet, das einen Ausgleich zwischen unterschiedlichen Nutzungsinteressen unterstützen könne und regionale Grundwasserressourcen schützen solle. Das vom RH geforderte bundesweite Wasserentnahmeregister werde vom Landwirtschaftsministerium bereits gemeinsam mit den Ländern entwickelt, eine Neuorganisation der Wasserbuchführung sei ebenfalls bereits veranlasst.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Die Herausforderungen der Klimakrise für die NÖ Wasserwirtschaft
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen