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Die Hauptallee verkommt zur Lagerstätte

©Gebrüder Moped
Gastkommentar der Gebrüder Moped: Hollaro, es ist wieder so weit. Ab auf die Wiener Wiesn! Wohin der Busen blickt, zünftige Low-Budget-Dirndln aus der Supermarktkette.

Ja, da kracht die Lederne des Wieners von Welt. Kultursponsoring aus Bangladesch. Von Kinderhand fürs Abendland. Seit 2011 erfreuen sich jährlich Hunderttausende am gehopften Wiener Aufguss des Münchener Oktoberfests auf der Kaiserwiese im Prater. Brezn, Bier und Bergballermann in der Kaisermetropole. Geschmackssache.

Wo drückt der Haferl-Schuh?

Amüsant, dass ausgerechnet die vermeintlich Heimattreuen so leidenschaftlich darauf abfahren, sich als Alpen-Attachés zu verkleiden und einen auf Bergjodler zu machen. Der höchste Berg Wiens, der Hermannskogel, ist gerade einmal 542 Meter hoch. Das Kastelruther Kaufhausketten-Karo und der von echten Gämsen eingetragene Gucci-Goiserer stehen gewiss in guter alter Tradition. Aber nicht in unserer wienerischen. Mit Verlaub, das ist Multikulti. Wenigstens sind die Biergläser in der Regel größer als im Schweizerhaus, da kann der woarme Hansl in der langen Neige seine Blume besser entfalten. Wie es der Veranstaltung gelungen ist, den LiebhaberInnen des kommerziellen Komasaufens Tradition vorzugaukeln, darf Blunznfetten blunzn sein.

Was aber wirklich ärgerlich ist, ist der Umgang mit dem öffentlichen Frei- und Erholungsraum Kaiserwiese. Mit Ausnahme weniger Wochen im Jahr liegt die Kaiserwiese im weichgesoffenen Gatsch, wird umgebaut, niedergetrampelt und ist zumeist nur gegen Eintrittsgeld betretbar.

Kaiserwiese für alle

Die überparteiliche BürgerInneninitiative “Kaiserwiese für alle!” widmet sich seit längerem diesem Thema und meint: “Die Kaiserwiese verkommt zu einem meterhoch eingezäunten Niemandsland! Die Widmung der Kaiserwiese als Park Erholungsfläche wird weder seitens der Eigentümer (Stadt Wien) noch seitens der Mieter (Prater Wien GmbH) respektiert.”

Selbst, wenn man diesen volkstümlichen Schlager ins Gesicht verdaut, bleibt immer noch der umgebende Umstand, dass zu einem Großteil der Veranstaltungszeiten auch andere Bereiche des Wiener Praters in Mitleidenschaft gezogen werden. LKWs parken und fahren auf Teilen der Hauptallee und rauben einem zentralen Refugium dieser Stadt Ruhe und Erholungswert.

Kulturtechnik Denken

Ja, eh gibt es größere Probleme, aber die Stadt hält zurecht einiges auf sich, geht es um Lebensqualität oder Verkehrsmanagement. Sie könnte zumindest darüber nachdenken. Oder kulturwienerisch ein G’spür dafür entwickeln. Zur Not auch gerne im Dirndl.

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