Die größte Anlage für 3D-Lebensmitteldruck eröffnet in Wien
In den letzten Monaten sorgte Revo Foods öfters für Schlagzeilen. Im Februar dieses Jahres wies ein Wiener Gericht eine Klage wegen vermeintlicher Täuschung von Konsumenten ab. Im März stellte das Unternehmen dann ihr neues Produkt vor: eine vegane Oktopusalternative aus dem 3D-Drucker. Im Mai dieses Jahres führte das Unternehmen zudem einen neuen Produktnamen ein, um rechtlichen Auseinandersetzungen vorzubeugen. So wird die Oktopusalternative mit einem anderen Namen vermarktet, ähnlich wie die Lachsalternative dieses Unternehmens mit dem Namen „Smokey Slices- inspired by Salmon“.
Viel erstaunlicher sind allerdings die Entwicklungen, die im Hintergrund bei Revo Foods ablaufen. So entwickelte das Unternehmen in den letzten Monaten die industrielle Methode für 3D-gedruckte Lebensmittel weiter. Zu Beginn des Jahres kündigte Revo Foods an, mit der Technologie in die Skalierung zu gehen. Zudem soll die Prozesstechnologie künftig über ein B2B-Lizenzmodell an Industriepartner vertrieben werden. Außerdem heißt es von der Revo Foods Seite aus, dass es sich bei künftiger Produktionen nicht nur um alternative Fischprodukte handeln muss, sondern es eröffnen sich damit weitere „kreative Möglichkeiten“, in der Lebensmittelbranche.
3D-Structuring Technology
10 Monate nach dieser Ankündigung eröffnet Revo Foods die größte adaptive Lebensmittelproduktion, die „Taste Factory“, in Wien. Bei maximaler Auslastung ist die Anlage auf 60 Tonnen pro Monat ausgelegt und gilt laut dem Start-up als die weltweit erste Produktionsanlage von diesem technischen Maßstab.
Dabei kombiniert die „3D-Structuring Technology“ unterschiedliche Lebensmittelkombinationen mit Protein und Fett bei Muskelfleisch. So können neue Texturen geschaffen und saftige, zarte Faser-Strukturen erzeugt werden können. Vor allem seien diese Strukturen bei pflanzlichen-Filets und Steak Alternativen relevant.
Mikronährstoffe bleiben erhalten
Weiteres achtet das Unternehmen darauf, dass durch die Anwendung dieser Technologie zudem proteinreiche Lebensmittel aus natürlichen Rohstoffen bzw. Biomasse wie Pilzprotein hergestellt werden. Andere herkömmliche Verfahren verwenden bei der Produktion zu hohe Temperaturen oder zu viel Druck, was sich negativ auf den Nährstoffgehalt der Lebensmittel ausübt. Die Technologie von Revo Foods arbeitet mit milderen Verfahren (niedrige Temperaturen und geringer Druck) und erhaltet dadurch die Mikronährstoffe der Lebensmittel.
Laut Revo Foods sind heutige Lebensmittelproduktionen eher statisch und weniger flexibel für Produktiterationen. Durch die neue Technik der „3D-Structuring Technology“ könnten viele verschiedene Abläufe automatisiert werden, wodurch die Produktion einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensmittel und schnelle Iterationszyklen an derselben Maschine möglich würden. Die freie Kombination von Inhaltsstoffen macht zudem möglich, Lebensmittel mit neuen Texturen und Geschmacksnoten zu erschaffen.
„Mit der Taste Factory zeigen wir erstmals, dass diese Technologie in einem industriellen Maßstab funktioniert. Das öffnet die Tür für eine neue Generation von Lebensmittel-Innovationen. Durch 3D-Strukturierung können wir ganz neue Texturen mit einfachen, aber nährstoffreichen Zutaten wie Mycelium erzeugen, was das finale Produkt viel spannender macht“, sagt Robin Simsa, CEO von Revo Foods.
The Filet-Inspired by Salmon
Mit der neuen Anlage wird zukünftig auch „The Filet-Inspired by Salmon“ produziert. Es handelt sich dabei um ein 3D-produziertes pflanzliches Lachsfilet, welches schon 2023 auf dem Markt gebracht wurde, aber erst in kleinen Mengen produziert wurde. Mit der Skalierung der Produktion kann ab sofort flächendeckend der Einzelhandel beliefert werden. Seit letzter Woche ist es in Österreich bei über 500 Billa-Filialen und ab November auch bei Interspar erhältlich, europaweit im Revo Online-Shop und bei weiteren Partnern.
Die Hauptzutat der Revo Foods Produkte ist Pilzprotein, welches als eine der nährstoffreichsten Proteinquellen der Welt gilt. Sie enthält laut dem Unternehmen ein vollständiges Aminosäureprofil und hat eine höhere Bioverfügbarkeit als Rindfleisch. Mycelium wird aufgrund seines hohen Nährwerts als „Superfood“ bezeichnet. Außerdem ist es durch die hohe Fasrigkeit ein „low processed food“.
„Biomassen wie fermentiertes Pilzprotein liegen im Trend, da sie aufgrund ihrer natürlichen Konsistenz kaum verarbeitet werden müssen und sehr nährstoffreich sind. Wir arbeiten schon an den nächsten Innovationen mit Pilzprotein, was mit 3D-Structuring sehr viel Spaß macht, da es viele Möglichkeiten bietet, das Produkt exakt nach den Vorstellungen unserer Kunden zu gestalten“, sagt Niccolo Galizzi, Head of Food Tech von Revo Food. „Unser Fokus liegt dabei darauf, was das kulinarische Erlebnis zu einem sehr großen Teil ausmacht: Die Textur, also das einzigartige Mundgefühl“.
(brutkasten/ VOL.AT)