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Die Geldvermehrung

Abgeräumt: Wiener Wirtin soll 7,7 Millionen Schilling "schwarz" dazuverdient haben.

1989 wurden in einem großflächigen Restaurant in Wien-Floridsdorf mehrere Registrierkassen beschlagnahmt: Man war dahintergekommen, daß die Wirtin mit den manipulierten Geräten die Finanz kräftig übers Ohr gehauen hatte. Wann immer zwei spezielle Schlüssel zur Verwendung gelangten, schlug sich der Umsatz nicht in der regulären Buchhaltung nieder. “Es ist leider so, daß das heutzutage alle in der Gastronomie machen bzw. machen müssen, um ihre Kellner bezahlen zu können”, sagte der Verteidiger der 50jährigen Frau nun beim Prozeß im Wiener Landesgericht.

Die Wirtin schlitterte 1995 mit ihrem Betrieb in den Konkurs. Daß die Gläubiger kaum etwas von ihren offenen Forderungen zu sehen bekamen, war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht zuletzt auf die präparierten Kassen zurückzuführen. Damit soll sie nämlich von 1985 bis 1989 sagenhafte 7,7 Millionen Schilling “schwarz” dazuverdient haben.

“Bestimmte Kellner haben nach Bedarf mit gewissen Schlüsseln storniert”, gab die Beschuldigte zu. Das sei jedoch unverzichtbar gewesen. Hätte sie nicht “die Steuern hinterzogen”, wie sich Richter Gerhard Pohnert ohne Umschweife ausdrückte, wäre es ihr unmöglich gewesen, die Handwerker zu bezahlen: “Wissen Sie, was das kostet, wenn Sie für 200 Quadratmeter Fliesenleger brauchen?” Auch die Schaffung von Duschmöglichkeiten für ihr Personal sei eine kostspielige Angelegenheit gewesen. Die in der Anklage erhobenen Vorwürfe ließ die Frau nicht gelten: “Ich habe doch nicht daran gedacht, daß ich zehn Jahre später den Konkurs anmelden muß!” (14.7.99)

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