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Die Fremde

Sibel Kekilli ist auf Rollenfiguren, die zwischen Kulturen zerrissen sind, abonniert. In "Die Fremde" spielt Kekilli eine junge Türkin, die versucht, sich aus den Zwängen ihrer traditionell lebenden Familie zu befreien.
Der Trailer

 Das Kinodebüt von Feo Aladag feierte auf der diesjährigen Berlinale seine Weltpremiere. Nun kommt “Die Fremde” in Österreich am 19. März regulär ins Kino.

Umay (Sibel Kekilli) will und kann die Schläge ihres Mannes nicht mehr ertragen. Eine neuerliche Schwangerschaft bricht sie deshalb ab. Sie packt ihre Sachen und ihren kleinen Sohn und verlässt die Türkei. Angekommen bei ihren Verwandten in Deutschland stößt sie alles andere als auf Verständnis. “Hör auf zu träumen!”, sagt die Mutter zu ihrer 25-jährigen Tochter Umay, als diese mit ihrem kleinen Sohn Cem in Berlin vor der Wohnungstür ihrer Eltern steht. Die anfängliche Wiedersehensfreude weicht schnell großem Druck, dem Umay ausgesetzt wird. Die Familie will, dass sie zu ihrem Mann zurückkehrt, alles andere würde die Familie in Schande stürzen.

“Ich wünsche mir, dass Deutsche versuchen zu begreifen, anstatt nur zu verurteilen, und dass Türken versuchen, die Position der Töchter zu verstehen. Alle müssen sich bewegen”, sagt Kekilli in den Presseunterlagen zu dem Film. Die türkisch-stämmige Schauspielerin kennt das Gefühl der Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen aus ihrem eigenen Leben.

Immer wieder sucht auch Umay Kontakt zu ihrer Familie, obwohl diese sie verstoßen hat, obwohl diese sie bedroht. Sie will die Hoffnung nicht aufgeben, dass die liebevolle Familienverbundenheit stärker ist als jegliche Konventionen. Doch für Umays Vater gibt es nur einen Weg die Familienehre wieder herzustellen: “Ehrenmord”. Ein Weg, den Umay ihrer Familie nicht zutraut. Sibel Kekilli lässt den Zuseher in die kulturelle Zerrissenheit mit eintauchen, auch als Umay einen neuen deutschen Freund findet, kann sie das Glück nicht genießen.

“Viele Bürger Deutschlands mit türkischen Wurzeln hadern zu Recht mit ihrer Identität. Sie fühlen sich hier als Türken, die nicht gewollt sind, und in der Türkei als Deutsche. Ehrverbrechen sind auch in diesem Teil unserer Gesellschaft die Ausnahme, die schlimmstmögliche Katastrophe”, sagt Regisseurin Feo Aladag. Aladags Kinodebüt beginnt sehr stark, verliert sich dann jedoch in Stereotypen und vorhersehbarer Handlung.

Wie aktuell und allgegenwärtig das Thema “Ehrenmord” leider auch in Österreich ist, zeigt auch das fragwürdige Urteil des Wiener Straflandesgerichts, das Anfang Jänner einem gebürtigen Türken zugestanden hatte, in einer “allgemein begreiflichen, heftigen Gemütsbewegung” auf seine scheidungswillige Ehefrau eingestochen zu haben.

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