Tschernobyl, wo 1986 die bisher größte Atom-Katastrophe der Geschichte stattgefunden hatte, landete in dem Ranking auf Platz vier. Die Liste wurde am Mittwoch vom Blacksmith-Institut in New York veröffentlicht.
Die weltweite Umweltverschmutzung mache bis zu einer Milliarde Menschen krank und sei in Entwicklungsländern für bis zu 20 Prozent der Todesfälle verantwortlich, sagte Richard Fuller, Direktor des Instituts. In den aufgelisteten Orten seien Böden, Luft und Wasser derart vergiftet, dass die Bewohner einem hohen Risiko ausgesetzt seien, Krebs oder schwere Lungeninfektionen zu bekommen oder geistig behinderte Kinder zu gebären.
In Dserschinsk haben Männer eine durchschnittliche Lebenserwartung von 42 Jahren und Frauen von 47 Jahren. Die Stadt war zur Zeit des Kalten Krieges ein Zentrum für die Herstellung sowjetischer Chemiewaffen, darunter Sarin und Senfgas. Die dabei verwendeten Chemikalien wurden in einer Wasser führenden Bodenschicht abgelagert, die auch die Stadt mit Trinkwasser versorgt.
Das Institut hat weltweit 300 Orte untersucht. Es wurde dabei von Umweltschutz-Experten an Universitäten und aus Unternehmen unterstützt, die auf Altlastensanierung spezialisiert sind. Weil aus einigen Entwicklungsländern keine ausreichenden Gesundheitsdaten vorliegen, hat Blacksmith auf eine Rangordnung innerhalb der Gruppe verzichtet.
Insgesamt dominieren auf der Liste Orte, die durch Industrialisierung und Bergbau verseucht sind. Norilsk in Russland ist auch eine Horror-Geschichte, sagte Fuller über die sibirische Industriestadt, die 1935 als Arbeitslager zur Ausbeutung der reichen Bodenschätze gegründet wurde. In die Schmelzen wanderte alles ohne jegliche Kontrolle: Nickel, Kupfer, Blei, Kadmium. Keinerlei Kontrolle. Ein wirklich schlimmer Ort.
Die ersten fünf Plätze in dem Ranking nehmen übrigens Städte ein, die einst zur Sowjetunion gehörten. Die traurigen Top 10: Dserschinsk, Norilsk, Rundnaja Pristan (alle Russland), Tschernobyl (Ukraine), Mailuu-Suu (Kirgisistan), Linfen (China), Ranipet (Indien), Haina (Dominikanische Republik), La Oroya (Peru), Kabwe (Sambia).