Am Beginn steht wieder der Zweite Weltkrieg in der hiesigen Welt. Die beiden jüngeren Geschwister der ersten beiden Teile, Edmund (Skandar Keynes) und Lucy (Georgie Henley), erinnern sich wehmütig an ihre Zeit in der Parallelwelt Narnia. Da trifft es sich gut, dass sie gemeinsam mit ihrem nervtötend altklugen Cousin Eustachius (Will Poulter) in ein magisches Bild gezogen werden, um auf dem Flaggschiff des Narnia-Prinzen Kaspian (Ben Barnes) zu landen. Diesem helfen sie bei der Jagd nach dem grünwabernden Mördernebel des Bösen.
Visuell bleibt der dritte Teil in Opulenz und Spezialeffekten seinen Vorgängern treu. Der für die Reihe neue Regisseur Michael Apted (“James Bond – Die Welt ist nicht genug”, “Gorillas im Nebel”) verzichtet, anders als sein Vorgänger, auf große Schlachtenpanoramen a la “Herr der Ringe”. Dafür sprechen die Kuh- und Hammelmutanten fließend mit den restlichen Crewmitgliedern, fliegen die Drachen behände um das Schiff und üben sich die Mäuse eifrig in kleinen Mensuren. Trotz dieser animalischen Besetzung wird von der Besatzung die Vorstellung, dass es in den Gewässern Seeschlangen geben könnte, als absurdes Seemannsgarn abgetan – was sich als Fehler erweist. Schließlich materialisiert sich Edmund beim Finale im Nebel des Grauens seine alte Jugendliebe, die eigentlich tote weiße Hexe (Tilda Swinton) – und dann auch noch gleich eine mächtige, phallische Seeschlange dazu (Freud lässt grüßen).
Aber wie bereits in den anderen Teilen vorexerziert, tritt der Löwe Aslan auch in “Reise auf der Morgenröte” am Ende wieder als christlich angehauchter Deus ex Machina in Erscheinung. “In deiner Welt habe ich einen anderen Namen”, gibt er Lucy auf den Weg mit. Und der Sinn ihrer Reise sei gewesen, diesen herausgefunden zu haben. Nun könnte in unserer Welt der Name des Löwen Aslan natürlich auch Allah sein – zu vermuten steht dies angesichts des christlichen Hintergrunds der C.S. Lewis-Bücher jedoch nicht. “Mehr Magie, mehr Hoffnung, mehr Narnia”, so die passende Tagline zum Film mit dem Jesus-Löwen.
Der anfängliche Rationalist in der Runde der drei Kinder, Eustachius, ist hingegen der Depp – bis er sich auf die Gefühle und die Fantasie einlässt. Eine dramaturgische notwendige Wandlung der Figur, wird die einstige Nervensäge doch in einer etwaigen nächsten Verfilmung die Hauptrolle spielen, da Lucy und Edmund selbst nun auch schon zu alt sind, um nach Narnia zu reisen.
Ob die Zuschauerzahlen die nötige Finanzierung möglich machen, wird sich zeigen. Teil 1, “Der König von Narnia”, wurde 2005 ein Erfolg, dem Teil 2, “Prinz Kaspian von Narnia”, bereits deutlich nachstand. Walt Disney zog sich daraufhin aus der Produktion zurück, woraufhin 20th Century Fox in die Bresche sprang. Ob der projektierte Teil 4, “Der silberne Sessel”, dann mit dem geläuterten Eustachius in der Hauptrolle, verwirklicht wird, hängt nun am Einspielergebnis der “Morgenröte”.