Wie ein Filmstar stellte sich die “Blaue Mauritius”, das wohl berühmteste Postwertzeichen der Welt, dem Blitzlichtgewitter der Fotografen. Im Rahmen der Briefmarken-Weltausstellung WIPA 2008 wird sie von 18. bis 21. September im Austria Center zu bestaunen sein.
Als Herr Assert, der im Auftrag des geheimnisumwitterten Besitzers des “Bordeaux Briefes”, auf dem die “Blaue Mauritius” pickt, mit blütenweißen Handschuhen daranging, den Metallkoffer zu öffnen, hielten viele Beobachter der Szenerie den Atem an. Schnallen klickten, Schaumgummiverkleidungen klappten zur Seite, dann begann Herr Assert per Imbusschlüssel die beiden fest verschraubten Plexiglasscheiben zu trennen, zwischen denen die auf mehr als vier Millionen Euro geschätzte Rarität aus dem Jahr 1847 gepresst worden war.
“Meine Damen und Herren, es kommt sehr selten vor, dass man die Blaue Mauritius zu sehen bekommt, ohne dass sie hinter Panzerglas steckt”, verkündete Herr Assert. Im allgemeinen philatelistischen Freudentaumel ging der Überbringer sogar noch einen Schritt weiter und öffnete den Brief, dessen Inhalt geradezu provokant belanglos erscheint im Vergleich zum Wert des frankierten Umschlags: “Es ist eine Abrechnung einer Weinbestellung. Von 65 Fässern wurden 21 verkauft”, wurde dem Händler in Bordeaux lapidar mitgeteilt.
Champagnerkorken knallten, Organisatorenaugen leuchteten – das WIPA-Komitee war angerückt, um den Stargast würdig zu empfangen. “Danke für das Mitbringsel”, prostete man Herrn Assert locker zu. Einzig die Sicherheitsbeamten behielten ihre strengen Blicke, immerhin beläuft sich der Versicherungswert des unscheinbaren Kuverts auf eine zweistellige Euro-Millionensumme. Als die Gläser schließlich geleert waren, ging es mit Polizeieskorte zum Austria Center. Dort kann sich der “Bordeaux-Brief” die kommenden vier Tage in einem abgedunkelten Raum vom Blitzlichtgewitter und den Reisestrapazen erholen.