Das gab Günther Schermann von der Luftmess-Stelle der MA22 am Donnerstag bekannt. Und ein Ende der Belastung durch Feinstaub in der Bundeshauptstadt sei vorerst angesichts der sonnigen, kalten und ruhigen Wetterperiode auch nicht absehbar. Im Vorjahr wurde der erlaubte so genannte PM10-Wert an insgesamt 54 Tagen überschritten, 2003 gab es sogar 95 Überschreitungen.
30 Überschreitungen sind laut Immissionsgesetz Luft (IG-L) nach EU-Richtlinie zulässig. Gibt es mehr, ist eine wissenschaftliche Statuserhebung der Gründe vorgeschrieben. Seit Donnerstag liegt diese Erhebung für 2003 vor, die auf einer Studie des Umweltbundesamts basiert. Eines der verblüffendsten Ergebnisse:
Feinstaub ist ein überregionales Problem. Wenn man den Messwertverlauf der Luftmessstelle im burgenländischen Illmitz mit jenem in Wien übereinander legt, bekommt man zwei Kurven mit erstaunlich übereinstimmendem Charakter, sagte Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima (S).
Die Studie des Umweltbundesamts kennt die Ursache des Phänomens:
60 Prozent der Wiener Feinstaubbelastung, die in mittlerweile zwölf Messstellen aufgezeichnet wird, kommt aus dem Ausland, und da zu 40 Prozent durch so genannte Ferntransportereignisse. Nur 25 Prozent stammen direkt aus dem Ballungsraum der Bundeshauptstadt. 15 Prozent sind anderen österreichischen Quellen zuzuordnen. Damit ist klar, dass das Problem Feinstaub nur in einem sinnvollen Miteinander von Ländern, Bund und EU gelöst werden kann, sagte Sima. Derzeit werde das Emissionsgesetz Luft ihrer Ansicht nach aber vom Bund elegant auf die Länder abgeschoben. Man kann nicht einfach sagen: Strudelts euch damit ab.
Ein erster Schritt zu einer Verbesserung könne, so Sima, die verpflichtende Vorschreibung von Diesel-Partikelfiltern in Pkw sein bzw. die Förderung von Umrüstungen alter Autos. Weiters fordert Sima, dass bis spätestens 2008 alle Pkw ohne Katalysator aus dem Verkehr genommen werden müssen, dass das Emissionshöchstmengengesetz (EG-L) rasch umgesetzt werde und schwere Nutzfahrzeuge periodisch überprüft werden sollten.
In Wien selbst gibt es eine jüngst eingesetzte, magistrats-übergreifende Arbeitsgruppe, die bis Ende September Maßnahmen entwickeln soll. Bereits jetzt habe man etwa mit dem Winterdienst neu und der verminderten Aufbringung von Streusplitt eine deutliche Staubreduktion erreicht. Sima: Heuer haben wir erst 15.000 Tonnen ausgebracht, im Winter 2003 waren es insgesamt 33.000.
Ob es, wie im Dezember in vier Südtiroler Städten vorexerziert, wegen Feinstaub-Grenzwert-Überschreitungen auch in Wien jemals zu Fahrverboten für Benzin- und Dieselfahrverboten kommt, ist ungewiss. Auch in der heurigen Semesterwoche, in der Wien erfahrungsgemäß halb leer sei, sei der Grenzwert übertroffen worden, so Sima. Andererseits stehe fest, sagte Schermann, dass der Straßenverkehr zu 46 Prozent für die Feinstaub-Entwicklung verantwortlich sei.