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Diakonie und Rotes Kreuz warnen vor Pflegenotstand

Die Personalsituation in der Pflege ist laut Diakonie und Rotem Kreuz angespannt
Die Personalsituation in der Pflege ist laut Diakonie und Rotem Kreuz angespannt ©APA-FOTO: BARBARA GINDL (Symbolbild)
Die Diakonie und das Rote Kreuz schlagen Alarm. Die beiden großen Hilfsorganisationen warnen vor einem Pflegenotstand. Zum Teil sei er schon eingetreten.

"Es ist fünf nach zwölf in der Personalfrage", sagt Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser am Donnerstag. Auch das Rote Kreuz sieht die derzeitige Situation in der Pflege drastisch. Beide Organisationen sehen die Bundesregierung gefordert zu handeln.

Diakonie fordert Pflegereform

Konkret fordert die Diakonie eine Anpassung der Personalschlüssel in Pflegeberufen und faire Entlohnung, auch für Menschen in der Ausbildung. Es gebe genügend Menschen, die sich für den Pflegeberuf interessieren, einige würden aber die Ausbildung abbrechen, weil sie es sich nicht leisten könnten, so Moser. "Wir brauchen eine ordentliche Pflegereform und wir brauchen sie jetzt". Nichts sei von den ursprünglichen Plänen bis jetzt umgesetzt worden, und das schon beim "übernächsten Sozialminister", kritisiert die Diakonie-Direktorin. Bis 2030 brauche Österreich 80.000 bis 100.000 zusätzliche Pflegekräfte, daher sei eine Personaloffensive notwendig.

Weiters wünscht sich Moser eine Änderung der Pflegegeldeinstufung. Neben physischer Gesundheit solle vor allem Demenz mehr berücksichtigt werden. "Pflege geht weit über eine körperliche Versorgung hinaus. Sie bedeutet ganzheitliche Begleitung und erfordert ein hohes Maß an Beziehungsarbeit", sagt Johannes Strasser, Leiter einer Pflegeeinrichtung für Menschen im Alter. Diese Beziehungsarbeit sei aber nur mit einem angepassten Personalschlüssel möglich.

Pflegereform in der Corona-Krise verschlafen

Auch das Österreichische Rote Kreuz fordert mit Nachdruck eine Pflegereform ein. "Aufgrund des eklatanten Personalmangels sind wir mitten in einer Versorgungskrise", stellt der Generalsekretär des Roten Kreuzes Michael Opriesnig fest. Man stehe mit dem Rücken zur Wand, eine "rasche Weichenstellung für die Zukunft" sei unabdingbar.

Aufgrund der Corona-Krise hätten es die politischen Entscheidungsträger verabsäumt, im Bereich Pflege dringende Maßnahmen anzugehen und umzusetzen, so Opriesnig. Nun hätten sich nach mehr als zwei Jahren Pandemie zahlreiche überlastete bzw. ausgebrannte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verabschiedet - gesperrte Stationen in den Spitälern und Wartelisten bei der Hauskrankenpflege seien die Folge der personellen Engpässe. "Der Personalmangel muss im Mittelpunkt der Pflegereform stehen", betont Opriesnig am Donnerstag. Denn bis 2030 würden rund 100.000 Pflegefachkräfte fehlen.

Mehr Geld für Ausbildung von Pflegern

Der Michael Opriesnig verlangt Investitionen in Ausbildungsplätze für Pflege und Sozialberufe und Stipendien und Förderungen, um junge Leute und Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für den Beruf zu gewinnen. Berufserfahrene Fachkräften sollten mehr Möglichkeiten zur Spezialisierung und Weiterbildung erhalten - die erworbenen Zusatzqualifikationen gehören nach Ansicht von Opriesnig auch in finanzieller Hinsicht anerkannt und in der Tarifgestaltung berücksichtigt. "Nur mit beruflichen Perspektiven und finanzieller Unterstützung können Pflegekräfte auch langfristig für ihren Beruf begeistert werden", so Opriesnig.

(APA/Red)

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