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Deutschland: Russland-Schulden verkauft

Deutschland hat rund fünf Milliarden Euro russischer Schulden an Privatinvestoren verkauft. Die Transaktion sei abgeschlossen, erklärte das Finanzministerium am Freitag.

Die Nachfrage nach den Anleihen sei weit größer als das Angebot gewesen und die Papiere „signifikant überzeichnet“. An den Märkten seien sie äußerst positiv aufgenommen worden.

Dem Vernehmen nach gingen vor allem aus dem Ausland Aufträge für rund 20 Mrd. ein und damit viermal mehr als angeboten. Finanzminister Hans Eichel (SPD) kann nach offiziell nicht bestätigten Angaben noch für das Budget 2004 Netto-Erlöse von voraussichtlich vier bis fünf Mrd. Euro einstreichen.

Der Bund hatte erst in der vergangenen Woche angekündigt, einen Teil seiner Russland-Forderungen mit Hilfe der staatlichen KfW-Bankengruppe und der Konsortialhäuser Deutsche Bank und Goldman Sachs veräußern zu wollen. Die mit deutlichen Renditeaufschlägen versehenen Anleihen wurden nur an institutionelle Investoren verkauft, die auch einen Teil des Kreditrisikos übernahmen. Die Emission wurde in drei Tranchen mit Laufzeiten von 3, 5 und 10 Jahren und einem Volumen von zwei Milliarden, einer und zwei Mrd. Euro platziert.

Russland schuldet Deutschland im Rahmen der Vereinbarungen des „Pariser Clubs“, in dem die staatlichen Gläubiger versammelt sind, 14 Mrd. Euro. Nach Darstellung des Finanzministeriums handelt es sich um die bisher größte „Emerging-Market“-Emission. „Emerging Markets“ werden die aufstrebenden Volkswirtschaften Osteuropas, Südamerikas oder Ostasiens bezeichnet. Russland hatte der Transaktion zuvor zwar zugestimmt. Dem Vernehmen nach gab es zuletzt aber noch Probleme. Moskau soll moniert haben, dass die attraktiven Papiere zu sinkenden Preisen für andere Russland-Anleihen geführt hätten.

Eichel kann die Rückzahlungen nun sofort einstreichen statt halbjährlicher Zins- und Tilgungszahlungen Russlands. Er ist auf die Einnahmen dringend angewiesen, da er für 2004 in seinem Haushalt Privatisierungserlöse von rund 10 Mrd. Euro unterstellt hat. Bisher wurden jedoch kaum Erlöse verbucht. Im Etat 2004, für den eine Netto-Kreditaufnahme von 29,3 Mrd. Euro veranschlagt ist, klafft noch eine Lücke von rund 10 Mrd. Euro. Wird sie nicht geschlossen, steigt die Neuverschuldung auf 40,5 Mrd. Euro.

Wie aus Bankenkreisen verlautete, begab Deutschland die dreijährige Russland-Anleihe über zwei Mrd. Euro mit einer Verzinsung von 325 Basispunkten über Euribor – dem Zinssatz, den europäische Banken voneinander verlangen im Handel von Einlagen mit festgelegter Laufzeit. Die 5-Jahres-Anleihe über eine Milliarde Euro hat einen festen Zinssatz von 7,75 Prozent, die zehnjährige Anleihe über rund 2,44 Mrd. Dollar (2,01 Mrd. Euro) von 9,6 Prozent.

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