Bis zum 1. Juli 2006 solle der Konzern in zwei eigenständige Unternehmen aufgeteilt werden – eines für Speicher- und eines für Logik-Chips, teilte Infineon nach einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstag mit.
Als darauf folgenden Schritt strebt Infineon einen Börsengang des Speicherunternehmens als bevorzugte Option an, hieß es in der Mitteilung. Es gebe zwei Gründe für die Aufspaltung des Konzerns, sagte Infineon-Chef Wolfgang Ziebart: Zum einen entwickeln sich Prozesse und Geschäftsmodelle für Speicher und Logik in unterschiedliche Richtungen, zum anderen verbessern wir Wachstumsdynamik und Profitabilitätsaussichten für beide Unternehmen, erklärte er.
Die rechtliche Selbstständigkeit und der direkte Zugang zum Kapitalmarkt nach einem Börsengang erhöhten die Flexibilität für strategische Kooperationen im Speicherchipgeschäft sowie die Finanzierungsmöglichkeiten, hieß es. Das hoch volatile und kapitalintensive Speicherchipgeschäft macht derzeit 40 Prozent des Umsatzes von Infineon aus.
Zur Kostensenkung stellt der Konzern seine Speicherchip-Produktion derzeit auf größere Siliziumscheiben (Wafer) und eine feinmaschigere Struktur um. Damit hat Infineon den Abstand zu Marktführer Samsung zwar verkürzt, hinkt aber immer noch einige Monate hinterher. Sitz der künftigen Speicherchip-Firma solle Deutschland sein. Als Chef ist der bisherige Spartenchef Kin Wah Loh vorgesehen.
Die Erlöse aus dem möglichen Börsengang des Speicherbereichs will Infineon in den Ausbau des Logikgeschäfts investieren. Der Logikbereich umfasse die Bereiche Automobil-, Industrieelektronik und Multimarket (AIM) sowie Kommunikation (COM). Sowohl Speicher- als auch Logikbereich gewännen mit der strategischen Neuausrichtung Aktionsspielraum für ihr weiteres Geschäft.
Die Infineon-Aktie drehte nach einem kurzen Ausreißer nach oben ins Minus. Mit rund acht Euro lag das Papier 1,35 Prozent unter dem Schlusskurs vom Mittwoch.
Österreichische Standorte nicht betroffen
Die österreichischen Standorte von Infineon sind von der am Donnerstag bekannt gegebenen Zerschlagung des Konzerns nicht betroffen. Es gebe keine Speicherchip-Produktion in Villach, daher habe der Verkauf dieser Sparte auch keine Auswirkungen, sagte Unternehmenssprecherin Ingrid Lawicka auf Anfrage der APA.
Wie Infineon weiters mitteilte, wolle man weiterhin in Technologieentwicklung und in Fertigungskapazitäten für Spezialtechnologien investieren. Das Werk in Villach wird als beispielhaft für diese Strategie bezeichnet, ebenso wie jenes in Regensburg und der Bau der neuen Fabrik für Leistungshalbleiter in Malaysia. In Villach sind die Automotive-Aktivitäten des Konzerns konzentriert, ein Bereich, bei dem Logikprodukte breiten Raum einnehmen. Aktiv ist man in der Draustadt auch im Bereich der Kommunikation. Auch hier wird in der Forschung und Entwicklung gearbeitet, sagte Lawicka.
Das neue Chipwerk in Malaysia fällt in die Verantwortung Österreichs, es wird laut Vorstandssprecherin Monika Kircher-Kohl eine Tochterfirma der Infineon Österreich AG. Insgesamt eine Mrd. US-Dollar (856 Mio. Euro) werden in die neue Fabrik investiert. Begründet wurde der Zuschlag für Österreich, der im Juni gefallen ist, damit, dass vor allem im Automotive Bereich zusätzliche Kapazitäten benötigt werden. Die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich bleibt aber in Villach.
Auch das im April in Bukarest gegründete Entwicklungszentrum, das sich auf Leistungshalbleiter mit analogen und digitalen Funktionen spezialisiert, ist eine Tochter von Infineon Österreich. Das neue Entwicklungszentrum wird in den Forschungsverbund mit intelligenten Leistungshalbleitern sowohl bei Anwendungen in Autos als auch in der Industrie auf diesem Gebiet eingegliedert. Derzeit wird in Villach, Graz, München und Padua geforscht, wobei die beiden österreichischen Standorte etwa 50 Prozent der Forschungskapazität bestreiten. Auch daran soll sich durch die Entscheidung in der Konzernzentrale nichts ändern, ebenso wenig wie beim Personalstand, wie Lawicka betonte.