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Deutsches Atommülllager Asse soll vollständig ausgeräumt werden

Das marode und immer wieder von Pannen heimgesuchte deutsche Atommülllager Asse in Niedersachsen soll als weltweit erstes dieser Art vollständig wieder ausgeräumt werden. Der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) empfahlen am Freitag die Rückholung aller 126.000 Atommüllfässer, die von 1967 bis 1978 in dem Salzbergwerk deponiert wurden.

BfS-Präsident Wolfram König nannte dies “die beste Variante beim weiteren Umgang mit den dort eingelagerten radioaktiven Abfällen”. Umweltinitiativen begrüßten das Vorhaben.

Nach einem entsprechenden Gutachten bezeichnete der CDU-Politiker Röttgen die angestrebte Lösung in der “Braunschweiger Zeitung” als bevorzugte Variante für die Langzeitsicherheit. Das Bundesumweltministerium wies aber darauf hin, dass eine endgültige Entscheidung zur Rückholung der Abfälle noch nicht getroffen sei.

Röttgen sagte in dem Interview, zuvor müssten “einige Einlagerungskammern geöffnet und probeweise Abfallgebinde untersucht werden”, denn bisher seien die Kenntnisse zum Zustand der Abfälle mangelhaft. Zudem fehle noch ein umfassendes Notfallkonzept. Auch BfS-Chef König sagte, es gebe “keine Garantie dafür, dass sich der Weg auch als gangbar erweist”. Zu den großen Fragezeichen zähle der heutige Zustand der zwischen 1967 und 1978 eingelagerten Fässer.

“Das ist weltweit das erste Mal, dass man bei einem untertägigen atomaren Endlager die Rückholung der Abfälle in Angriff nimmt”, fügte der Leiter des Bundesamts für Strahlenschutz hinzu. Als Problem gilt auch die Gefahr einer Verstrahlung an der Rückholaktion beteiligter Bediensteter. Es stelle sich die Frage, “ob wir die Fässer ferngesteuert mit Manipulatoren bewegen und so die Strahlenbelastung der Mitarbeiter minimieren können.”

Das Bundesamt will schrittweise vorgehen und bei der Rückholung diesen Weg immer wieder überprüfen. König kündigte an, zunächst werde man in dem Salzbergwerk erste Atommüllkammern öffnen und den Zustand einer größeren Menge von etwa 1.000 bis 3.000 Fässern untersuchen.

Nach derzeitiger Einschätzung des Bundesamtes soll die Rückholung etwa zehn Jahre dauern. In einer ersten groben Schätzung seien dafür in einem Gutachten Kosten von zwei Milliarden Euro angesetzt worden. Die Behörde hatte neben der Rückholung der Abfälle zwei weitere Optionen zur Schließung des Atommülllagers geprüft. Bei den beiden anderen Varianten, der Vollverfüllung des Endlagers und der Umlagerung des Atommülls unter Tage, hält das BfS aber einen Nachweis der Langzeitsicherheit der Asse nicht für möglich.

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff begrüßte die geplante Öffnung des Atommülllagers Asse. “Wir hoffen, dass dieser Weg glückt und dass das machbar ist”, sagte er am Rande der CDU-Klausurtagung am Freitag in Berlin. Auch die Umweltorganisation Greenpeace äußerte sich zufrieden mit der Entscheidung, den Atommüll aus der Asse herauszuholen. Ihr Energieexperte Thomas Breuer nannte im NDR allerdings die Bergung der Fässer schwierig und problematisch, da die Einlagerung sehr schlecht durchgeführt worden sei. Zugleich wandte sich der Greenpeace-Experte gegen den Plan, den Atommüll in das 20 Kilometer entfernte Eisenerz-Bergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter zu verlegen, weil auch dies erhebliche Probleme aufwerfe.

Der SPD-Vorsitzende und frühere Umweltminister Sigmar Gabriel begrüßte ebenfalls die geplante Räumung, die jetzt nicht verzögert werden dürfe. Zugleich forderte er die Bundesregierung auf, “die Verursacher des Atommüllskandals in der Asse für die Sanierungskosten zur Kasse zu bitten”.

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