AA

Deutscher Vertriebenenbund nimmt Steinbach in Schutz

In der Diskussion um die umstrittenen Äußerungen der deutschen Vertriebenenpräsidentin Erika Steinbach (CDU) über den polnischen Regierungsbeauftragten Wladyslaw Bartoszewski springt der Bund der Vetriebenen seiner Präsidentin bei. Generalsekretärin Michaela Hriberski warnte am Freitag davor, die Hintergründe der Kontroverse zu ignorieren.

“Fakt ist, dass Frau Steinbach gewissermaßen in Vertretung für die deutschen Vertriebenen seit Jahren in Polen einer beispiellosen Kampagne ausgesetzt ist, die selbst nach Meinung mancher Polen psychotische Züge trägt”, sagte sie und erinnerte daran, dass Steinbach von der polnischen Bevölkerung in einer Umfrage nach Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad und noch vor Russlands damaligem Präsidenten Wladimir Putin als gefährlich eingestuft wurde sowie an ihre Darstellung als SS-Domina.

Hriberski warf Bartoszewski vor, er habe “die Debatten in Polen immer wieder befeuert, seiner Geringschätzung Ausdruck gegeben und Öl ins Feuer gegossen, obwohl er es besser wissen müsste”. Sie forderte “eine Rückbesinnung auf die deutsch-polnische Aussöhnung” in gegenseitigem Respekt, “so wie sie im übrigen seit langem von zahllosen Vertriebenen und ihren polnischen Partnern vor Ort und auch in Veranstaltungen des BdV praktiziert wird”.

Steinbach hatte am Donnerstag einen neuen Proteststurm ausgelöst, als sie sagte, Bartoszewski habe “einen schlechten Charakter”. Am Donnerstagabend verteidigte Steinbach ihre Äußerungen. Dahinter stünden “persönliche Erfahrungen über zwölf Jahre”, sagte sie in der ZDF-Sendung “Maybrit Illner”. Sie räumte allerdings ein, sie hätte sich gegenüber “einem 88-jährigen alten Herrn etwas freundlicher” ausdrücken sollen. Steinbach hatte erst vor einer Woche für Empörung gesorgt, als sie auf einer Klausurtagung der Unions-Fraktion sagte, sie könne “es auch leider nicht ändern, dass Polen bereits im März 1939 mobil gemacht hat”.

Nach dem neuerlichen Eklat um Steinbach wollen die deutschen Grünen die Vertriebenen-Stiftung des Bundes auf Eis legen. Im Bundestag soll beantragt werden, die Gelder dafür vorerst zu stoppen. Grünen-Parteichefin Claudia Roth sagte am Freitag in Landshut (Bayern): “Die Stiftung trägt nicht zur Versöhnung bei, sie schadet ihr”. Bei einer Klausurtagung der Grünen-Abgeordneten im bayerischen Landtag forderte Roth ferner, die Funktionäre des Bundes der Vertriebenen müssten aus dem Stiftungsrat abberufen werden.

Die Grünen-Parteichefin warf Steinbach vor, die deutsche Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs offen in Frage zu stellen. Ihre Angriffe auf Bartoszewski seien zudem eine “Entgleisung, die durch nichts zu entschuldigen ist”.

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Deutscher Vertriebenenbund nimmt Steinbach in Schutz
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen