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Deutscher Putin-Erklärer Seipel soll hohe Geldsummen aus Russland erhalten haben

Hubert Seipel (r.) bei einem Interview mit Wladimir Putin (l.) im Jahr 2014 in Wladiwostok.
Hubert Seipel (r.) bei einem Interview mit Wladimir Putin (l.) im Jahr 2014 in Wladiwostok. ©Reuters
Der deutsche TV-Journalist und Putin-Biograf Hubert Seipel soll laut Medienberichten hunderttausende Euro aus Russland erhalten haben, ohne dies dem Sender NDR (Norddeutscher Rundfunk) als seinem Arbeitgeber mitzuteilen.

Darum geht's:

  • Deutscher TV-Journalist Seipel erhielt hohe Geldsummen aus Russland.
  • 600.000 Euro wurden im Rahmen eines Sponsorenvertrags gezahlt.
  • Geld kam von einer Briefkastenfirma eines sanktionierten Oligarchen.
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Wie der "Spiegel" und das ZDF-Magazin "Frontal" am Dienstag unter Berufung auf vertrauliche Dokumente aus Zypern berichteten, geht es namentlich um 600.000 Euro, die im Rahmen eines sogenannten Sponsorenvertrages gezahlt worden seien.

Geld von sanktioniertem Oligarchen

Seipels Vertragspartner war demnach offiziell eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Diese gehöre augenscheinlich zum Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, den die Europäische Union nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit Sanktionen belegte. Es gebe Hinweise darauf, dass es zuvor eine zweite, ähnliche Vereinbarung gegeben habe, hieß es.

Seipel, der Putin-Erklärer

Seipel hatte Russlands Präsident Wladimir Putin mehrfach interviewt. 2015 erschien seine Biografie "Putin. Innenansichten der Macht". 2021 folgte das Buch "Putins Macht. Warum Europa Russland braucht". Beide Bücher wurden vom Hamburger Verlag Hoffmann und Campe veröffentlicht. Der Verlag und auch der NDR erklärten, nichts von den Zahlungen gewusst zu haben, und kündigten eine Prüfung der Vorgänge an.

Laut "Spiegel" und ZDF wurden die Zahlungen im Rahmen von "Cyprus Confidential" aufgedeckt, eine internationale investigative Recherche, bei der es um fragwürdige Geschäfte des EU-Landes Zypern geht.

"Erheblicher Interessenskonflikt"

Der NDR ortete "einen erheblichen Interessenskonflikt, der Seipels journalistische Unabhängigkeit in Zweifel zieht". Intendant Joachim Knuth ließ per Aussendung wissen: "Es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind. Dem gehen wir jetzt nach und prüfen rechtliche Schritte. Die Vorgänge um die Beauftragung und Umsetzung der Filme, die Hubert Seipel für den NDR realisiert hat, werden wir gründlich überprüfen." Der Autor sei zuletzt 2019 für den NDR tätig gewesen.

(APA)

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