Zugleich mehrte sich die Kritik an der Wortwahl von SPD-Chef Franz Müntefering, der Finanzinvestoren mit der biblischen Heuschreckenplage verglichen hatte. Mehrere Grünen-Politiker hatten am Vortag den Vorstoß Münteferings unterstützt, sich aber vom Heuschrecken-Vergleich distanziert. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hatte lobende Worte für Unternehmen gefunden, die ihre Sozialverpflichtung vielfach wahrnähmen.
Ihr Parteifreund Umweltminister Jürgen Trittin unterstützte in der tageszeitung (taz) den SPD-Chef. Es kann nicht sein, dass Unternehmen die hervorragende Infrastruktur Deutschlands nutzen, um sie auf der anderen Seite durch fortwährenden Konkurrenzdruck zu untergraben, sagte der Minister. Trittin betonte, Müntefering habe die richtigen Fragen aufgeworfen. Es sei ein großer Fortschritt, dass nun über das Verhalten der Konzerne diskutiert werde.
Reaktion in der eigenen Partei
Unsere nationalen Steuerungsmechanismen zur Sozialpflichtigkeit der Marktwirtschaft erreichen nur noch die kleinen Betriebe, nicht mehr die großen Konzerne, sagte der CDU-Politiker. Plumpe Beschimpfungen helfen da nicht. Der Historiker Michael Wolffsohn warf Müntefering vor, mit seiner Kapitalismuskritik gegen Unternehmer so zu hetzen wie einst Nazis gegen Juden. Wolffsohn schrieb in der Rheinischen Post, Müntefering benutze Worte aus dem Wörterbuch des Unmenschen, weil Menschen das Menschsein abgesprochen werde. 60 Jahre nach der Nazi-Herrschaft würden wieder Menschen mit Tieren gleichgesetzt, die gleichsam als Plage vernichtet werden müssten.
Müntefering als deutscher McCarthy