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Deutschen Saisonarbeitern droht sozialer Abstieg

Hunderttausenden Saisonarbeitern in Deutschland droht wegen der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe Gewerkschaftsangaben zufolge der soziale Abstieg.

Schätzungsweise rund 400.000 Bau- und Landarbeiter erhielten wegen der beschlossenen Neuregelungen künftig anstelle von Arbeitslosengeld lediglich Sozialhilfe, weil sie nie die erforderlichen zwölf Monate am Stück beschäftigt seien, kritisierte IG-BAU-Chef Klaus Wiesehügel.

Dies gelte für rund 250.000 Bauarbeiter sowie für Saisonarbeiter unter anderem in der Landwirtschaft sowie im Weinbau, und sei inakzeptabel. „Es gibt Landstriche, wo es einfach üblich ist, dass die Menschen vor Weihnachten nach Hause geschickt werden und erst im März wiedergeholt werden“, sagte Wiesehügel. In der übrigen Zeit, in der die Beschäftigten wegen der Witterungsbedingungen nicht arbeiten könnten, erhielten sie nun aber kein Arbeitslosengeld mehr sondern nur mehr das neue Arbeitslosengeld II auf dem Niveau der Sozialhilfe.

Auch die Praxis, dass Unternehmer die Menschen nur für befristete Projekte einstellten, trage zu der Situation bei. Der Gewerkschaftsvorsitzende kritisierte, dass die deutsche Regierung erst die Möglichkeit von befristeten Arbeitsverhältnissen ausgeweitet habe und den Menschen nun einen Strick daraus drehe. Dies habe – wie auch die verschärften Zumutbarkeitskriterien für Langzeitarbeitslose – nichts mehr mit sozialdemokratischer Politik zu tun, sagte der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Wiesehügel.

Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sorgt sich um die Saisonarbeiter in ihrem Organisationsbereich. Insgesamt bis zu 100.000 Kellner, Köche, Zimmermädchen und Reinigungskräfte seien von der Neuregelung betroffen, sagte NGG-Sprecherin Karin Vladimirov.

„Es ist ein unmöglicher Zustand, dass die Leute, die an Nord- und Ostsee und auf den Inseln arbeiten, wo nur diese Art der Beschäftigung möglich ist, ihre Familien nicht mehr ernähren können“, kritisierte die Gewerkschaftssprecherin. „Wir haben versucht, auf die Neuregelung noch Einfluss zu nehmen, leider war das umsonst“, sagte Vladimirov. Die Beschäftigten seien zum Umziehen gezwungen, in Gebiete, in denen es das ganze Jahr über Arbeit gebe.

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