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Deutsche Präsidentenwahl mit maximal drei Durchgängen

Im Vorfeld der Wahl des neuen deutschen Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung am 30. Juni wird allgemein darüber spekuliert, ob Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) als gemeinsamer Kandidat der schwarz-gelben Regierungskoalition im ersten Wahlgang die notwendige absolute Mehrheit verpassen könnte.
Deutsche Koalition nominierte Wulff
Gauck einstimmig nominiert

Sollte es dazu kommen, wäre dies keine Premiere. In der Vergangenheit wurden mehrere deutsche Staatsoberhäupter erst im zweiten oder dritten Anlauf gewählt. Im ersten und zweiten Wahlgang ist die absolute Mehrheit erforderlich, im dritten reicht die relative; dann ist gewählt, wer die meisten Stimmen erhalten hat.

Die Bundesversammlung besteht aus den Mitgliedern des Bundestags und einer gleich großen Zahl von Delegierten, die von den Landtagen entsandt werden. SPD und Grüne schicken den parteilosen ehemaligen DDR-Bürgerrechtler und Stasi-Unterlagen-Beauftragten Joachim Gauck ins Rennen. Für die Linkspartei kandidiert die Ex-Journalistin Lukrezia (Luc) Jochimsen. Die rechtsextreme NPD hat wie schon 2009 den Liedermacher Frank Rennicke nominiert.

Bei der ersten Präsidentenwahl nach Gründung der Bundesrepublik setzte sich 1949 Theodor Heuss von der FDP im zweiten Wahlgang durch. Im ersten waren sieben Kandidaten, darunter der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher, angetreten. Fünf Jahre später wurde Heuss mit 85,6 Prozent der Stimmen ohne SPD-Konkurrenten im ersten Anlauf gewählt. Heinrich Lübke als CDU-Kandidat benötigte 1959 zwei Wahlgänge, bei seiner Wiederwahl 1964 nur einen.

Der Sozialdemokrat Gustav Heinemann wurde 1969 erst im dritten Wahlgang mit der relativen Mehrheit von 49,4 Prozent der Wahlmännerstimmen gekürt. Seine Nachfolger Walter Scheel (FDP) 1974, Karl Carstens (CDU) 1979 und Richard von Weizsäcker (CDU) 1984 reüssierten im ersten Wahlgang. Während Scheel und Carstens nur knapp die erforderliche absolute Mehrheit erreichten, bekam Weizsäcker eine Zustimmung von 80 Prozent und bei seiner Wiederwahl 1989 von sogar 84,9 Prozent.

Der von CDU/CSU nominierte Roman Herzog benötigte 1994 drei Wahlgänge. Gegen ihn waren sein späterer Nachfolger Johannes Rau als SPD-Kandidat und im ersten und zweiten Wahlgang Hildegard Hamm-Brücher für die FDP angetreten. Rau wurde 1999 im zweiten Durchgang zum Staatsoberhaupt gewählt.

Horst Köhler als Kandidat von Union und FDP setzte sich sowohl bei seiner ersten Wahl 2004 als auch bei der Wiederwahl im vergangenen Jahr bereits im ersten Wahlgang durch. Gegen ihn trat beide Male Gesine Schwan mit Unterstützung von SPD und Grünen an.

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